055 - Verwaiste Eltern nach Frühgeburt: Erfahrungsbericht von Julia

Shownotes

Heute ist Julia bei mir zu Gast im Podcast. Sie hat die Geburt ihres Sohnes in der 26. SSW als Frühgeburt erlebt. Fünf Tage hat Simon gelebt, dann ist er leider verstorben. Julia berichtet von ihrem schlimmsten und gleichzeitig schönsten Tag ihres Lebens und ihren weiteren Weg.

Wir sprechen anfangs darüber, welche Höhen und Tiefen sie gemeinsam mit ihrem Partner innerhalb der 5 sehr kostbaren Tage erlebt hat. Außerdem erzählt Julia, was ihr nach dem Tod ihres Sohnes geholfen hat sowohl seelisch bzgl. der Trauer und der Verarbeitung des Verlustes als auch körperlich im Hinblick auf die Rückbildung.

Bemerkenswerterweise hat Julia aufgrund ihrer persönlichen Erfahrung beschlossen, sich beruflich dem Thema zu widmen. Wie hilft sie nun anderen Eltern, die ähnliche Schicksalsschläge erlebt haben?

Diese Episode berührt tiefgehende Themen und gibt Einblicke in eine Welt, die oft im Verborgenen bleibt - was Eltern erleben, deren Kind lebend geboren wird und kurz nach der Geburt verstirbt. Ich hoffe, dass die Offenheit von Julia ebenfalls betroffenen Eltern Trost und Kraft spendet.

Deine Daniela

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Musik: Die Interpretation des Mantras „Om Namah Shivaya". Danke dafür, liebe Sophia. IG @sophiakatschinski

Transkript anzeigen

00:00:00: Hallo und herzlich willkommen beim Podcast "Plötzlich Sterlen Mama".

00:00:17: Mehr Wissen, weniger Unmacht, offener Reden und weniger Alleinsein.

00:00:23: Dein Podcast rund um das Thema kleine und stille Geburt in unserer Gesellschaft, aber auch mit Tee und Yogamatte.

00:00:32: Mein Name ist Daniela Mund und ich spreche in diesem Podcast aus meiner Perspektive als Jogalehrerin für Schwangerschaft und Rückbildung.

00:00:52: Liebe Julia, ich begrüße dich ganz herzlich. Schön, dass du heute da bist und wir wollen heute über deine Geburt in der 26.

00:01:03: Schwangerschaftswoche sprechen und über deinen Sohn Simon. Herzlich willkommen.

00:01:09: Hallo Daniela, danke schön. Ich freue mich hier zu sein. Ich freue mich, dass wir miteinander reden und ich über Simon sprechen kann und auch

00:01:18: ein Beitrag zu deinen treuen Podcast leisten darf. Danke.

00:01:24: Aus unserem Kontakt weiß ich, dass Simon in der 26. Schwangerschaftswoche lebend geboren wurde, also lebend zur Welt gekommen ist und

00:01:36: fünf Tage später leider verstorben ist.

00:01:40: Dass es ganz grob zusammengefasst deine Geschichte, über die wir jetzt heute ein bisschen genauer sprechen möchten oder sprechen wollen.

00:01:52: Und ich würde dich gern bitten von der Geburt und auch von eurem Erleben zu erzählen. Also gerne von dir, aber auch von dir und deinem Partner und natürlich eurem Sohn.

00:02:05: Ich überlege immer, wenn ich die Geschichte erzähle, wo ich überhaupt anfangen möchte oder auch Anfang kann, anfangen sollte.

00:02:16: Und ich glaube, es ist eigentlich die Schwangerschaft, die Entscheidung schwanger zu werden, weil wenn die Lebensgeschichte so kurz ist,

00:02:27: dann spielen solche Anfangsmomente immer auch noch eine größere Rolle.

00:02:31: Und Simon ist Wunschkind und nach einer elf Jahre langen Beziehung in dem Moment haben mein Partner und ich uns damals dazu entschieden, dass wir Eltern werden wollen.

00:02:48: Jetzt, das war so ein bisschen hin und her, weil ich noch studiert habe und dann kam dieser Gedanke, okay, warten wir, bis das Studium vorbei ist.

00:02:57: Und das hat sich für mich ein bisschen geändert, als ich einen Auslandssemester in London gemacht habe und bei Nanny war und habe so ein Mädchen, die war gerade elf Monate alt,

00:03:08: als ich angekommen bin und ich habe mich total verliebt erst mal.

00:03:14: Aber grundsätzlich habe ich eben auch mitbekommen, ja, okay, ich kann das.

00:03:19: Es fühlt sich richtig an, auch während des Studiums schon die Kinderplanung zu beginnen und das nicht aus Angst davor, irgendwie was falsch zu machen oder nicht genügend zu sein,

00:03:34: das aufzuschieben.

00:03:38: Und vielleicht oder auch nicht genügend Geld zu haben.

00:03:41: Ich glaube, das ist manchmal auch dieser Hintergrundgedanke, okay, man muss erst hier fertig sein und mit beiden Beinen komplett im Leben stehen

00:03:48: und so und so viel Geld haben, bis man Kinder hat.

00:03:51: Und das habe ich dann alles.

00:03:53: Da habe ich mich von meinen Ängsten befreit und wir haben uns dazu entschieden, Eltern zu werden.

00:04:00: Ich habe die Pille abgesetzt und wir haben dann tatsächlich auch nicht aktiv probiert, sondern gesagt, okay, wir haben ganz normal miteinander Zeit,

00:04:14: wann immer wir denken, dass wir das gerade möchten und erstaunlicherweise war ich ein halbes Jahr später schwanger.

00:04:21: Ich habe damit nicht gerechnet, denn in meiner Familie ist so ein bisschen die Geschichte auch, dass es ein bisschen schwieriger ist, schwanger zu werden.

00:04:30: Und ja, die Schwangerschaft verliebt wirklich gut.

00:04:36: Alles war, ja, alles war in Ordnung.

00:04:40: Ich hatte keine Übelkeit, mir ging es gut.

00:04:43: Ich war relativ fit.

00:04:45: Ich habe nebenbei nachstudiert.

00:04:47: Ich habe meine Bachelorarbeit geschrieben in dem Zeitpunkt.

00:04:51: Ich habe ja Zürichsschaffung studiert und hatte nebenbei schon den Master angefangen, weil sich das so ein bisschen überschnitten hatte zeitlich.

00:04:59: Und es war quasi auch eine stressige Zeit.

00:05:03: Und im Februar habe ich meine Bachelorarbeit abgegeben.

00:05:09: Und ich weiß gar nicht, fünf Tage später, eine Woche später sitze ich zu Hause.

00:05:16: Ach, da eigentlich so jetzt, jetzt kann so die entspannte Zeit, die Planung anfangen.

00:05:23: Ich hatte schon, hatte schon ein paar Sachen gemacht, aber dann sollte das Kinderzimmer fertiggestellt werden.

00:05:29: Ich war ja dann im siebten Monat.

00:05:32: Und ja, dachte so jetzt, Schwangerschafts-Joga und das ist die schön letzten drei Monate ganz entspannt.

00:05:47: Und eines Abends habe ich zu Hause gesessen.

00:05:53: Mein Partner war schon schlafen und dann habe ich angefangen, Bauchkremfe zu bekommen.

00:05:59: Und konnte das nicht zuordnen.

00:06:02: Also Bauchkremfe waren für mich ganz normale Bauchkremfe.

00:06:05: Ich dachte, okay, ja, du weißt ich nicht.

00:06:08: Das hat jetzt Magen-Schmerzen, Bauchschmerzen und Pätsism am Auge.

00:06:12: Aber es wird schon nichts Ernstes sein.

00:06:15: Also ich war eigentlich im Vertrauen, dass alles in Ordnung ist und dass es nichts Schlimmes ist.

00:06:22: Es wurde aber nicht besser für ungefähr drei Stunden.

00:06:25: Und irgendwann hatte ich dann auf Toilette festgestellt, Scheiße, Blut.

00:06:33: Und habe in dem Moment dann eigentlich realisiert, okay, ja, das hat was mit der Schwangerschaft zu tun.

00:06:44: Das hat was mit Simon zu tun.

00:06:46: Er hieß in dem Moment schon Simon.

00:06:48: Also wir hatten uns schon für einen Namen entschieden.

00:06:50: Und da habe ich mir schon für einen Monat oder länger mit Simon angesprochen.

00:06:59: Und als Simon über ihn gesprochen.

00:07:01: Und genau, ich wusste in dem Moment, okay, irgendwas stimmt jetzt nicht mit Simon oder mit der Schwangerschaft.

00:07:11: Und habe dann meinen Partner geweckt, Krankenwagen angerufen, meine Mutter angerufen.

00:07:20: Das muss, glaube ich, so ungefähr mit der Nacht gewesen sein.

00:07:24: Ich weiß nicht, ich glaube, viele andere kennen es von den Sterneneltern, mit denen ich auch arbeite.

00:07:33: Und von den Mamas, mit denen ich gesprochen habe.

00:07:36: Manchmal haben wir so dieses Gefühl, okay, man will nicht erstmal nicht irgendwem zu Last fallen.

00:07:44: Weg ich jetzt meinen Partner auf, der muss ja morgen auf Arbeit gehen.

00:07:48: Das wird schon nichts Ernstes sein.

00:07:50: Ich mache das jetzt alleine, weg ich jetzt meine Mama auf, ist ja schon mitten in der Nacht, die macht sich dann so eine Sorgen.

00:07:56: Diese Gedanken gingen mir dann erstmal durch den Kopf.

00:07:59: Anstatt mich irgendwie auch auf mich selber zu konzentrieren und darüber nachzudenken, okay,

00:08:05: was brauche ich alle anderen, können wir immer noch entscheiden, ob sie jetzt, ja oder nein sagen, dazu mich zu begleiten.

00:08:12: Der Krankenwagen kam dann und ich bin alleine damit gefahren, damit mein Partner und meine Mama mit dem Auto hinterher fahren können,

00:08:27: um einfach auch flexibel zu sein und was ich immer wieder erwähne, auch in anderen Gesprächen,

00:08:37: weil das glaube ich auch so viele kennen und weil es auch mich immer wieder frustriert,

00:08:50: wenn ich ähnliche Geschichten höre, ist, dass ich in der Situation im Krankenwagen mit den Sanitätern diskutieren musste, in welches Krankenhaus ich war.

00:09:02: Das heißt, wir hatten vorher uns das erste Krankenhaus gerade angeguckt, in dem es um, ja, okay, wann wollen wir ins Krankenhaus,

00:09:13: welches Krankenhaus wollen wir besuchen und ich wusste, dass das Krankenhaus, zu dem sie mich schicken wollen oder fahren wollen gerade,

00:09:24: erst ab der dreißigsten Woche geboten durchführt.

00:09:30: Wir haben keine Frühsternstation, die sind nicht dafür ausgerichtet, dass früher sich um die Babys zu kümmern.

00:09:38: Und ich habe angefangen zu diskutieren und zu sagen, nee, da möchte ich nicht hin.

00:09:43: Ja, wir fahren dich dahin, das ist das nächste Krankenhaus.

00:09:46: Wenn die dann sagen, du musst woanders sein, kannst du ja dann immer noch ins nächste Krankenhaus.

00:09:52: Ja, aber manchmal zählt ja auch die Zeit für das Kleine.

00:09:56: Ja, und die haben mich absolut nicht ernst genommen.

00:10:01: Ich musste diskutieren, gefühlt, eine Ewigkeit.

00:10:09: Also ich war dann mittlerweile auch schon relativ in Schock, mir war Extrem kreit und ich habe mich nicht mehr gut gefühlt.

00:10:16: Es war nicht mehr so, dass ich gesagt habe, okay, es wird alles gut, sondern ich war in Panik.

00:10:21: Und irgendwann meinte der Fahrer dann, okay, wie fahre ich ins nächste Krankenhaus?

00:10:29: Und ich muss dazu sagen, das ist ein Unterschied von 10 Minuten.

00:10:33: Also es ist nicht so, als wenn die da eine Stunde länger irgendwo hinfahren.

00:10:36: Von da, wo sie mich abgeholt haben, wo ich damals gewohnt habe, ins eine Krankenhaus, sind es vielleicht 25 und jetzt andere 35 Minuten.

00:10:46: Nachts wahrscheinlich weniger, spielt ja auch keine Rolle.

00:10:49: Aber ich finde es immer noch faszinierend, dass ich dafür so sehr diskutieren musste und was das für Auswirkungen gehabt hätte, wenn ich das nicht gemacht hätte.

00:11:02: Weil ich glaube, es gibt auch genug, die dann in Sanität dann vertrauen sollte man ja auch können.

00:11:09: Vielleicht hätte ich, wenn ich es gar nicht gewusst hätte, weil wir noch nicht im Krankenhaus gewesen wären, was ja in der 26. Schwangerschaftswoche auch normal wäre.

00:11:17: Dann wäre alles ganz anders ausgegangen.

00:11:22: Wenn ich nicht diskutiert hätte und nur gesagt hätte, ja, okay, dann fahrt mich dahin.

00:11:26: Wäre wahrscheinlich auch alles ganz anders ausgegangen und die fünf Tage, die ich mit Simon hatte, hätte ich nicht gehabt.

00:11:33: Höchstwahrscheinlich, man weiß es ja nicht.

00:11:36: Du kannst ja immer nur spekulieren, aber ich stelle relativ gerne Hypothesen auf.

00:11:43: Und ich glaube, dass es auch normal, gerade in so einer Situation, dass man sich viel auch fragt, was wäre gewesen, wenn ich das oder das oder das gemacht hätte.

00:11:53: Und das ist eine Sache, von der ich denke, dass sie sehr relevant war.

00:12:01: Denn traurigerweise ist Simon ja trotzdem gestorben, aber das hätte ich nicht gewusst, wenn ich in dem anderen Krankenhaus gewesen wäre.

00:12:10: Er dort nach der Geburt gestorben wäre.

00:12:16: Und ich mich dann gefragt hätte, wie wäre es ausgegangen, wenn wir ins Krankenhaus gefahren wären, dass ein Stück weiter weg ist.

00:12:30: Würde er dann jetzt noch leben.

00:12:34: Und ich finde, diese Hypothesen, dass ich ja immer wieder bei meinen Klienten tun immer, das machen das Beste, was in dem Moment für uns möglich ist.

00:12:45: Aber die Frage nach dem, was wäre, wenn, ist eine sehr große, die man doch immer wieder auch durchspielt und sich gerade am Anfang auch schwer davon lösen kann, sich diese Frage zu stellen.

00:13:01: Ganz natürlich und normal.

00:13:04: Und wie wurde ihr dann in der Klinik begleitet, wo Simon dann auch geboren worden ist?

00:13:12: Ja, das war auch nicht so schön und ich habe letztens in einer Sterneltern-Treffeneltern getroffen, die eine ähnliche Erfahrung um selben Krankenhaus gemacht haben oder in derselben Klinik.

00:13:24: Ich wurde erst mal nicht so ernst genommen dort auch, wurde in einen Raum gebracht alleine und habe oder angeschlossen am CTG.

00:13:40: Die WM kamen nicht regelmäßig genug, um die Ärzte irgendwie in Aufregung zu versetzen.

00:13:47: Das hat sich aber auch niemanden angeguckt, wie mein Muttermund aussieht oder mich mal weiter untersucht.

00:13:53: Und fühlt habe ich dann eine Weile, also fühlt habe ich eine halbe Stunde da alleine gesessen.

00:14:00: Zeit ist ja fast sehr seltsam, ist in solchen Situationen, vielleicht waren es auch fünf Minuten oder zehn.

00:14:05: Bis mich dann, nachdem ich am CTG angeschlossen war, dann wieder eine Ärztin dort aufgesucht hat und nachgeguckt hat und beim Muttermund festgestellt hat, der ist sehr weit offen.

00:14:23: Und auch Simon ist schon sehr weit durch den Geburtskanal durch.

00:14:30: Was aber in der 26. Schwangerschaftswoche nicht funktioniert, weil er noch gar keine Lungenreife hat, gar nicht physisch stark genug dafür ist.

00:14:43: Durch diese Kraft, die man ja aufwendet in dem Moment und den Druck, der dann entsteht, überhaupt das zu überleben, beziehungsweise da nicht mit Organversagen usw. durch die Geburtskommens.

00:15:06: Also wurde dann eine Notkaiserschnitt bei mir eingeleitet, was dann plötzlich, sagt der Notkaiserschnitt, eigentlich schon sehr schnell gehen musste.

00:15:17: Das ist wie eine OP-Situation. Ich musste dann halt schnell unterschreiben, dass es keine Verantwortung übernimmt.

00:15:25: Und ich kann mich da wirklich nur noch erinnern, wie ich in den OP reingeschoben wurde, wie es Unglaublichkeit war und ich dann unter voller Kose oder in voller Kose gesetzt wurde.

00:15:39: Also das ist wirklich meine gesamte Erinnerung.

00:15:42: Und ich glaube, man kann raushören, dass das alles gar nicht gut lief, dass sehr traumatisch für mich war.

00:15:54: Und nicht nur für mich, auch für sie und mein Papa, für meine Mama.

00:16:00: Denn man hat auch mitbekommen, dass dann die Erste in Panik waren und alles, was vorher so alles okay da, da, da, da war, war dann plötzlich so, oh nein, wir müssen.

00:16:12: Ja, und ich war ja dann quasi in voller Kose weg und bin irgendwann wieder aufgewacht in einem normalen Patientenzimmer mit meiner Familie an meinem Bett.

00:16:35: Aber nicht wissen, ob Simon überlebt hat, also Simon war nicht da und ja, Simon hat überlebt und ich hatte unglaublich viel Hoffnung.

00:16:50: Hoffnung darauf, dass er einfach ein fast normales Leben haben wird.

00:16:59: Ich habe mich in den nächsten fünf Tagen viel damit beschäftigt, was es bedeutet, einen Frühchen zu haben.

00:17:08: Das ist ja alles durch Handy und so weiter, das ist gar nicht so schwer herauszufinden und nachzulesen.

00:17:17: Hat mich mit den Positivauskommen von Frühchen in der 26. Schwangerschaftswoche beschäftigt.

00:17:26: Und ich habe eigentlich, es ist viel Zeit auch mit ihm verbracht, war bei ihm auf der Intensivstation, auf der Neunathalenstation.

00:17:36: Er hat ihm einen Kobator gelegt und sah im ersten Moment, als ich ihn gesehen habe, auch sehr proper aus.

00:17:47: Das täuchte aber leider, weil das nur Blutergüsse oder der aufgeschwemmte Körper war durch den Druck und durch diese rapide Geburt.

00:17:58: Und das ging dann am nächsten Tag, weil er dann plötzlich so ein dünnes, langes Baby, also für mich trotzdem wunderschön.

00:18:11: Aber man weiß ja natürlich auch, dass es alles noch so aussieht, weil er im Bauch sicher gewesen wäre und nicht diese Schutzschicht von Körpermasse um sich brauche.

00:18:28: Und ja, in der 26. Schwangerschaftswoche schreien Baby sie auch noch nicht oder sie weinen eigentlich auch nicht, also das ist alles noch nicht ausgebildet.

00:18:43: Und uns wurde auch gesagt, dass wir auch möglichst wenig interagieren sollen.

00:18:51: Also mit ihm reden, als wenn er im Bauch wäre, aber keine lauten Geräusche ihn nicht anfassen bzw. wenden nur so ganz sachte.

00:19:02: Das heißt, er war so ein kleines Loch im Inkubator, da konnte man hinten das Bein anfassen.

00:19:07: Man hat aber gemerkt, dass ihm das nicht gefällt.

00:19:11: Also er hat dann meistens eher gezuckt, als wenn er sich erschrocken hat und das will man ja dann auch nicht.

00:19:19: Also haben wir meistens da gesessen, ich habe ihm Bücher vorgelesen, Alice im Wunderland und der kleine Prinz.

00:19:27: Es war das einzige, was ich an Kinderbüchern hatte, weil ich sie so weit noch gar nicht war.

00:19:32: Und ich fand es hinterher sehr erstaunlich, was für eine Bedeutung der kleine Prinz eigentlich hat, als Bezug zu Sternenkindern.

00:19:44: Aber das war mir in dem Moment nicht bewusst, definitiv. Davon habe ich vorher nichts gehört.

00:19:50: Ja und so sind die fünf Tage eigentlich sehr im Flug vergangen.

00:19:57: Ich musste mich körperlich ja noch erholen, jeder der mal einen Kaiserschnitt hatte, weiß wie schwierig das ist.

00:20:03: Bei einem Frühchen geht der Kaiserschnitt noch ein bisschen tiefer und wird noch ein bisschen größer gemacht,

00:20:11: weil die natürlich noch nicht so stabil sind, dass man den Geburtskönner hervorteuchen kann und damit mehr Kraft aufwenden kann.

00:20:22: Und deswegen ist auch die Erholungsphase ein bisschen länger, ich bin relativ viel da,

00:20:29: auch im Rollstuhl noch rumgefahren am Anfang und brauche da auch mehr Schlaf.

00:20:34: Leider habe ich so wenig wie möglich geschlafen, um mehr Zeit mit Simon zu überbringen.

00:20:40: Aber gleichzeitig habe ich auch gedacht, wir haben noch ein ganzes Leben vor uns, weil ich den Gedanken, dass er sterben würde, nicht an mich rangelassen habe.

00:20:51: Also die Option habe ich sehr geschoben, bis zum letzten Tag, an den dann die Ärzte mit uns gesprochen haben,

00:21:02: dass wir bei einer Entscheidung treffen müssen, weil es bis dahin so viele Komplikationen gab,

00:21:16: die den Organe versagt haben, er so P's mitmachen musste.

00:21:25: Und der andere war es aber auch die Lunge, die zwischendrin versagt hat,

00:21:32: weshalb dann auch die Versorgung mit Sauerstoff im Gehöhnen nicht funktioniert hat.

00:21:38: Und man davon ausgehen konnte, dass er, ich glaube mindestens im vierten Grad Behinderung davon mitgenommen hat.

00:21:47: Und da mit dieser Brutschaft hat uns die Ärztin darauf vorbereitet, dass wir in den nächsten Tagen eine Entscheidung treffen sollten,

00:21:56: schonmal, ob wir die Geräte abstellen wollen oder nicht.

00:22:02: Und mein Partner und ich haben angefangen, uns darüber zu unterhalten,

00:22:06: das ist definitiv eines der schwierigsten Gespräche überhaupt.

00:22:15: Und wir waren uns auch nicht wirklich einig.

00:22:18: Ich glaube, wir waren beide auch gar nicht uns darüber bewusst, was es überhaupt alles bedeutet,

00:22:24: weil das ja auch wirklich alles aus dem Nichts kam.

00:22:26: Fünf Tage, in dem man dann auch noch verdrängt, dass irgendwas schiefgehen könnte und dann mit einmal diese Botschaft war schwer zu greifen, definitiv.

00:22:42: Ich glaube, ich kann mich wahr ja das Gespräch erinnern und es ging dann darum, dass er schon gesagt hat,

00:22:48: ja, er möchte das nicht, dass das Kind in der Schule gehänselt wird.

00:22:52: Und deswegen würde er die Geräte abstellen und im Nachhinein betrachtet.

00:22:58: Also ich habe dafür argumentiert, dass es mir egal, ich lieb ihm und ich weiß, wenn wir ihn lieben und für ihn da sind,

00:23:11: dann kann man das alles abwedern.

00:23:14: Das ist eine Behinderung, grad 4, wahrscheinlich eher bedeutet, dass er nicht mehr alleine ist, aufsteht oder irgendwas macht.

00:23:22: Das haben wir, glaube ich, erst so viel später so richtig verarbeitet.

00:23:29: Ja, also das war so ein bisschen unsere Diskussion, wo ich gesagt habe, ja, ich kann das auf jeden Fall und dann Stück für Stück aber vielleicht auch eingesunken.

00:23:41: Es ist eigentlich egal, was ich kann, möchte ich das für meinen Sohn, möchte ich das für Simon.

00:23:47: Das war so die Argumentation von Simon's Papa, so ich fühle das aber nicht für ihn.

00:23:54: Egal ob das das kannst, egal ob wir das können, so dass das doch kein Leben.

00:23:59: Und wir haben dann an dem Abend gesagt, okay, keine Entscheidung heute Abend.

00:24:06: Wir versuchen jetzt zu schlafen.

00:24:08: Das war der erste Abend, an dem er am Krankenhaus, mein Partner Simon's Papa am Krankenhaus bleiben durfte.

00:24:15: Wir hatten einen Doppelzimmer bekommen oder ich glaube ein Einzelzimmer und wir haben so einen Bett gequetscht gelegen.

00:24:26: Und irgendwann, gar nicht viel später, kamen die Ärzte und meinten, okay, wir müssen jetzt auf die Intensivstation kommen.

00:24:33: Und jetzt entscheiden, ob Simon nochmal eine OP-Ment machen soll, von der sie nicht weiß, ob er die überleben wird oder ob wir gleich die Geräte abstellen.

00:24:44: Okay.

00:24:46: Und das war für mich so, es war für mich in dem Moment ein Zeichen.

00:24:54: Er hat irgendwie selber uns gesagt, ja okay, ich will nicht mehr.

00:24:58: Das kann man natürlich sehen, wie man, also es sieht glaube ich jeder anders auch in solchen Situationen, aber für mich war das dann so, ja okay.

00:25:10: Ich will auch ihn nicht nochmal durch eine OP schicken und noch mehr Schmerzen und noch mehr Trauma.

00:25:16: Und ja, wir haben uns dann also dazu entschieden, die Geräte abzustellen.

00:25:25: Und konnten ihn dann ohne Geräte und ohne Verkabelung auch das erste Mal wirklich anfassen.

00:25:37: Er hat dann auf meiner Brust gelegen, in dem Moment, in dem er gestorben ist.

00:25:42: Also das hat dann, man dann 20 Minuten, in denen er noch geatmet hat und seine letzten Atemzüge genommen hat.

00:25:49: Und das war, also ich bezeichne nicht immer wieder irgendwie als schönsten und schlimmsten Moment in meinem Leben.

00:25:59: Weil es war der einzige Moment, in dem ich mein Kind halten konnte.

00:26:04: Und gleichzeitig wusste ich in dem Moment, dass er sterben wird.

00:26:11: Und ja, das ist so ein Moment, der hat viel Verknüpfung auch für mich, für mich gebracht zwischen Liebe und Schmerz,

00:26:27: was sich hinterher so Stück für Stück ganz langsam wieder aufbrechen musste.

00:26:31: Weil jedes Mal, wenn an irgendeiner Meditation jemand gesagt hat und jetzt denkt an den Menschen, den du ganz dort liebst,

00:26:39: dann habe ich an meinen Sohn gedacht und an diesem Moment und wie viel Liebe ich gespürt habe und gleichzeitig ist mein Herz immer gebrochen.

00:26:46: Und die Idee dahinter in der Meditation ist ja, dass man ganz viel Liebe in sich aufruft und ganz glücklich wird.

00:26:54: Und das hat mir in jeder Meditation eigentlich immer wieder ein Trigger vorberufen,

00:27:04: den niemand in der Situation einplant. Also darum geht es ja nicht.

00:27:10: Und ich glaube, da war eher eine Aufgabe zu lernen mit diesem Schmerz und zu gehen, als ganz viel Liebe in mir vorzurufen.

00:27:21: Oder das Stück für Stück wieder zu trennen, dass ihr Liebe da sein darf, dass ihr Schmerz da sein darf und dass die nicht verknotet sind.

00:27:32: Ja, zwei starke Gefühle und Empfindungen.

00:27:42: Und es braucht auch Zeit und es ist, glaube ich, auch ein Prozess zu sehen und zu erkennen, dass beides da sein darf.

00:27:52: Also das eine schließt das andere nicht aus.

00:27:54: Es darf nebeneinander stehen, aber es wird Tage geben, wo das eine Präsentter ist als das andere.

00:28:02: Und an jedem Tag ist das okay. Es gibt Tage, da ist der Schmerzpräsentter.

00:28:07: Gerade wenn man noch ganz frisch in der Situation ist und auch noch auf der Suche ist, einen Umgang damit finden zu können.

00:28:17: Und es wird Tage geben, wo man sagt, okay, heute ist ein guter Tag und heute ist die Liebe im Vordergrund.

00:28:24: Und auch das darf ich heute vielleicht einfach mal genießen und zulassen.

00:28:30: Julia, das ist eigentlich jetzt eine ganz schöne Überleitung, wie du so gesagt hast.

00:28:37: Diese beiden Gefühle, auch beides zuzulassen und zu sehen, dass die Liebe ist da.

00:28:46: Aber was kann ich tun, um mit dem Schmerz umzugehen?

00:28:52: Und wie ging es für dich dann weiter oder wie hast du einen Weg dann für dich gefunden, damit umzugehen?

00:29:04: Also gab es für dich Situation, wo du gesagt hast, ich möchte einen Weg finden, mit der Trauer umzugehen, die dieser Schmerz hervorruft?

00:29:16: Gab es vielleicht auch Momente, wo du gesagt hast, ich muss das für mich noch verarbeiten, welche Entscheidung wir hier getroffen haben?

00:29:26: Und wie ging es dir auch körperlich?

00:29:30: Du hast eine kaiserschnitzende große Bauch-OP, du hast auch gesagt, bei Frühchen geht die OP auch noch mal tiefer, so dass es jetzt glaube ich beschrieben, im Bauchraum der Frau.

00:29:43: Ja, also viele unterschiedliche Aspekte in einer Frage.

00:29:48: Also wie ging es dir körperlich, was hat dir geholfen für die Regeneration, was hat dir geholfen mit dem Schmerz umzugehen?

00:29:56: Und gab es Momente, wo du vielleicht nochmal Zweifel hattest an eurer Entscheidung oder war dir da dann klar, weil ihr sagen konntet?

00:30:09: Für uns war das ein Zeichen und für Simon war das der richtige Weg.

00:30:15: Ja, okay, das sind wirklich sehr unterschiedliche Richtungen.

00:30:23: Ich fange mal mit der letzten Frage an oder mit dem letzten Teil der Frage, wie es uns mit der Entscheidung ging.

00:30:33: Und ich glaube bei all deinen Fragen kann ich gar keine klare Antwort geben, kein okay.

00:30:39: So, war das dann und das war in Ordnung.

00:30:43: Wir sind schon so ein bisschen vor und zurück gegangen auch.

00:30:49: Also es gab Tage an denen war das okay, es gab Tage an denen habe ich an alles gezweifelt.

00:30:56: Ich habe für meine eigene Rückversicherung dann auch nochmal mit Ärzten gesprochen, mit meinem Genokologen gesprochen.

00:31:09: War eben auch tatsächlich nochmal im Krankenhaus.

00:31:14: Das war auch eine ganze Weile später, also vielleicht zwei, drei Monate später.

00:31:21: Teil meines Verarbeitungsprozesses irgendwie auch und bin da alles nochmal durchgegangen und habe auch gesagt, hätten wir was anderes machen können.

00:31:30: Und ich glaube, dass wir auf gewisse Art und Weise Entscheidungen treffen können, wie wir darüber denken.

00:31:40: Und die einzige Entscheidung, wie ich darüber denken kann, die mir hilft, ist wirklich zu sagen okay.

00:31:47: Es war für ihn die beste Entscheidung.

00:31:50: Auch jetzt ganz unabgesehen vom spirituellen, er hat mir da ein Zeichen gesendet.

00:31:57: Selbst wenn das nicht stimmt, glaube ich für mich, dass

00:32:03: dieses Leben mit diesen Einschränkungen, die jetzt unabdingbar gewesen wären,

00:32:10: nicht richtig gewesen wäre für uns alle.

00:32:16: Ja.

00:32:17: Das ist eine persönliche Entscheidung.

00:32:21: Ich bin auch immer immer vorsichtig, was ich sage,

00:32:23: wenn ich meine Geschichte erzähle, gerade in dem Kontext,

00:32:26: dass auch andere Sterneneltern zuhören.

00:32:29: Ich habe hinterher auch Trauergruppen besucht und habe eine Mama getroffen,

00:32:33: die mit einer ähnlichen Situation sich dafür entschieden hat,

00:32:37: jede OP, jede Chance oder jeden Strohhalm zu ergreifen sozusagen,

00:32:43: um

00:32:45: um

00:32:47: einen

00:32:49: ja, um ihrem Sohn einen Leben zu ermöglichen.

00:32:54: Und

00:32:56: leider ist er trotzdem noch sechs Monaten gestorben.

00:33:00: Und ich glaube auch diese Entscheidung waren eben für

00:33:05: diese Mama und dieses Kind und diese Familie richtig.

00:33:10: Und sie hätte sich vielleicht in meiner Situation,

00:33:13: in genau der gleichen Situation anders entschieden als ich oder

00:33:16: als wir auch als Paar, als Eltern.

00:33:19: Und das wäre auch in Ordnung.

00:33:24: Es gibt da ja

00:33:26: eigentlich keinen richtig und falsch,

00:33:29: solange es ist ja für uns und unser Leben und unsere Entscheidung.

00:33:33: Und am liebsten hätte ich diese Entscheidung nicht treffen müssen,

00:33:36: aber diese Möglichkeit hatte ich nicht.

00:33:38: Ja.

00:33:39: Ja. Und also deswegen

00:33:43: finde ich es immer wieder

00:33:46: auch wichtig zu wissen, dass wir uns da selber auch den,

00:33:53: die Erlaubnis geben können,

00:33:55: mit dem was wir gemacht haben, okay zu sein.

00:33:58: Ab einem gewissen Punkt, okay.

00:34:01: Ja, das ist ein Prozess.

00:34:03: Aber wir haben diese Entscheidung in den meisten Fällen

00:34:07: aus einem inneren Wissen getroffen.

00:34:11: Das war eine Frage.

00:34:14: Zweite Frage war das körperliche.

00:34:17: Also ich musste ganz ehrlich sagen,

00:34:20: dass ich in dem Zeitraum keine, kein Mustermensch war,

00:34:24: wenn es darum ging, auf meinen Körper aufzupassen.

00:34:26: Vorher ja.

00:34:27: In meiner Schwangerschaft habe ich mich sehr gesund ernährt davor auch.

00:34:32: Und in dem Moment war ich

00:34:36: so wütend auf die Welt und darauf, wie gut ich vorher auf mich acht gegeben habe,

00:34:40: und wie schief doch alles gegangen ist,

00:34:43: dass ich nicht wirklich darauf acht gegeben habe, was ich, was ich tue.

00:34:48: Ich kann ganz vielen Menschen sagen,

00:34:50: was ich hätte stattdessen machen können.

00:34:52: Aber meine Variante war nicht so gesund.

00:34:57: Also ich habe nicht wirklich auf meinen Körper gehört,

00:35:00: habe, wie sagt man dazu, emotional eating,

00:35:04: Frust, Frust gegessen,

00:35:06: Pizza, Schokolade,

00:35:08: Wein, Zigaretten.

00:35:11: Also all das, was ich auch hoffe, den Menschen mit denen ich arbeite,

00:35:16: wobei ich auch zu helfen, dass sie andere Wege für sich finden,

00:35:21: mit dem physischen und physischen Schmerz umzugehen,

00:35:25: als die, die ich in dem Moment gewählt habe.

00:35:29: Weil ich es nicht besser wusste und nicht besser konnte in dem Moment.

00:35:33: Und wenn das meine Klienten nicht machen, dann ist das auch in Ordnung,

00:35:37: weil das ist auch ein Prozess.

00:35:39: Ich habe ja auch daraus gefunden und habe Wege gefunden,

00:35:43: mit den Schmerzen umzugehen, ohne sie zu kompensieren.

00:35:50: Aber am Anfang eben nicht.

00:35:52: Ja, auch das braucht dann Zeit,

00:35:55: auch erstmal in der Akzeptanz anzukommen,

00:35:58: was ist eigentlich passiert.

00:36:00: Warum hat sich unser Leben jetzt von heute auf morgen verändert

00:36:06: und die Zukunft, die wir jetzt vor Augen hatten, komplett gedreht.

00:36:13: Und das auch erstmal zu realisieren, dann zu akzeptieren

00:36:20: und dann irgendwann an einem Punkt zu kommen, zu sagen,

00:36:24: hey, es wäre irgendwie gut, wenn mir jemand zur Seite steht in dieser schwierigen Zeit.

00:36:30: Ob es auf der körperlichen Ebene ist oder auf der emotionalen und seelischen Ebene.

00:36:35: Aber da hat jede Frau dann ja ganz eigenes Tempo, das für sich zu erkennen.

00:36:42: Und das ist auch auch völlig okay, und da können Wochen vorbeiziehen.

00:36:48: Es können Monate sein.

00:36:50: Manche melden sich zum Beispiel bei mir auch erst nach einem Jahr,

00:36:55: weil sie sagen, ja, vorher ging das irgendwie nicht.

00:36:59: Um mich dann zu öffnen oder auch zu entscheiden,

00:37:04: möchte ich eins zu eins begleitet werden

00:37:06: oder möchte ich mich doch irgendwie in der Gruppe wiederfinden, um den Austausch auch zu haben.

00:37:11: Da versuche ich die Frauen auch immer zu ermutigen, sich diese Zeit zu nehmen,

00:37:15: das für sie, für sich rauszufinden oder versuche, ihnen Fragen auch mitzugeben.

00:37:20: Und deswegen versuche ich die Frauen dahingehend immer zu sensibilisieren

00:37:27: oder auch ein Stück weit zu ermutigen, Hilfe aber anzunehmen.

00:37:31: Unabhängig vom Zeitpunkt und ob sie sagen,

00:37:34: ich möchte auf der körperlichen Ebene Unterstützung oder auf der mentalen oder beides.

00:37:41: Das spielt auch alles ineinander, Körper, Seele und Geist,

00:37:46: also gerade wenn wir von Schwangerschaft und Geburt sprechen,

00:37:50: sind da ja wirklich alle Ebenen vereint und vor allem dann auch,

00:37:56: wenn es um ein Verarbeitungsprozess geht.

00:37:59: Es gibt sicherlich auch Frauen und Paare, die einen guten Weg finden,

00:38:06: das mit sich auszumachen, also weil sie vielleicht da wirklich gute Ressourcen haben

00:38:11: oder ein Umfeld, was gute Ressourcen hat, um sie da zu tragen, dann ist das auch gut.

00:38:18: Aber wenn diese Ressourcen einfach nicht gegeben sind,

00:38:21: auch zu sehen, dass das wirklich eine sehr besondere,

00:38:27: wenn nicht sogar auch eine Krisensituation in einem Leben ist

00:38:31: und wenn man sich dann fragt, darf ich jetzt Hilfe annehmen oder nicht,

00:38:37: dann sage ich halt immer, ja, wenn denn nicht in so einer Situation, wann denn dann,

00:38:42: also was kann Schlimmeres passieren, als so eine Entscheidung zu treffen

00:38:49: oder auch die allen möglichen anderen denkbaren Szenarien,

00:38:55: die es in Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt gibt,

00:38:58: davon seinem Kind Abschied nehmen zu müssen oder auch zu einem späteren Zeitpunkt,

00:39:04: wenn man zwar, wenn das Kind geboren worden ist und viele Jahre begleiten,

00:39:09: durfte und aufwachsen sehen durfte und aus irgendeinem Grund,

00:39:12: ob es eine Krankheit oder ein Unfall ist, sich auch von seinem Kind verabschieden muss,

00:39:18: wenn man nicht in so einer Situation, also in Frage stellt, in so einer Situation Hilfe anzunehmen,

00:39:23: ja, dann frage ich immer, ja, wenn nicht jetzt, wann dann, also ich glaube,

00:39:27: was Einschneidenderes kann man sich eigentlich nicht vorstellen, so auch als Eltern dann

00:39:34: und ja, und da sieht man dann meistens so doch so die Gesichter weicher werden und so, ja, stimmt,

00:39:42: also manchmal habe ich das Gefühl, es ist so scharmbahhaftet,

00:39:48: in so einer Situation Hilfe anzunehmen und das finde ich immer so so schade,

00:39:53: weil meistens das äußere Umfeld nicht dafür gerüstet ist,

00:39:58: in so einer schweren Lebenssituation zu stützen und auch über einen längeren Zeitraum zu begleiten.

00:40:06: Ja, das ist ja nichts, was man in drei Gesprächen irgendwie für sich sortiert und verarbeitet hat,

00:40:12: sondern das ist wirklich ein Prozess und Trauer zu verarbeiten heißt halt auch,

00:40:20: dass die Trauer, also Trauer zu verarbeiten hat nicht zum Ziel, dass die Trauer weg ist,

00:40:27: sondern dass man einen Umgang damit findet und eine Akzeptanz dafür finden kann,

00:40:34: dass Trauer auch immer mal wieder präsent sein kann, auch wenn man sonst von sich sagen kann,

00:40:41: ich habe einen guten Umgang für mich gefunden, ich fühle mich auch wieder stabil,

00:40:45: ich kann auch darüber reden, so wie wir beide jetzt, aber es wird auch Tage geben,

00:40:52: wo die Trauer einfach da ist und diese Tage auch anzunehmen und zu sagen,

00:40:57: ja, es gehört dazu, weil das ist der Teil unserer Familiengeschichte mit unserem Kind.

00:41:04: Ja, und wenn man das, glaube ich, so den Betroffenen dann auch aufzeigt,

00:41:10: dann kommt da so eine gewisse Klarheit und nimmt irgendwie auch Zweifel oder auch Schuldgefühle

00:41:19: und das ist mir immer ganz, ganz wichtig, da keine Schuld zu haben, Hilfe anzunehmen.

00:41:26: Und du hast ja jetzt auch gerade beschrieben, dass du für dich dann auch Wege gefunden hast

00:41:32: und ja, du, also das weiß ich einfach von dir und auch ja aus unseren Gesprächen,

00:41:40: du hast es ja jetzt auch schon erwähnt, dass ja deine Erfahrung auch dazu geführt hat,

00:41:47: dass du dich nun auch beruflich dem Thema widmest

00:41:51: und ich glaube auch hauptberuflich, richtig?

00:41:54: Ja.

00:41:55: Genau.

00:41:56: Wie würdest du deine Arbeit beschreiben oder was treibt dich da jetzt auch an,

00:42:01: diesen Weg beruflich zu gehen und wo ist auch dein Halt, das auch leisten zu können,

00:42:08: diesen Raum für andere zu halten?

00:42:12: Also der Antrieb ist auf jeden Fall bei mir da, dass ich gesehen habe für mich,

00:42:20: dass es nicht genügend Unterstützung gab, wie ich sie mir gewünscht habe.

00:42:27: Ich habe selber proaktiv, relativ proaktiv angefangen zu suchen, habe auch eine Trauergruppe besucht,

00:42:36: die mir sehr geholfen hat, gleichzeitig aber für mich auch Limitationen hatte.

00:42:42: Das heißt, dass ich irgendwann das Gefühl hatte, okay, das ist für mich zu sehr ein Sog nach unten.

00:42:51: Das für ein Zeitraum genau, das war was ich brauchte.

00:42:54: Und dann aber eben nicht mehr.

00:42:56: Es war nicht für mich individuell genug, um zu gucken, was denn jetzt meine Herausforderung

00:43:01: und wie möchte ich damit umgehen?

00:43:05: Denn es ging auch sehr viel darum, auch in diesem Opfer-Modus zu bleiben in unserer Gruppe.

00:43:17: Und gefühlt hat das für mich dann irgendwann nicht mehr gepasst.

00:43:21: Denn persönlich sehe ich mich nicht als Opfer, weil ich glaube, ja, natürlich ist mir was passiert,

00:43:30: wofür ich mich selber nicht entschieden habe.

00:43:32: Und wir haben irgendwie auch in unserer Gesellschaft ganz viel dieses, die toxische Positivität,

00:43:38: dass immer alles gut gehen muss und dass Schwangerschaften immer alle gut ausgehen.

00:43:43: Und deswegen ist es auch viel leichter, in die Opferrolle zu fallen,

00:43:47: wenn ein etwas passiert, was in der Gesellschaft gar nicht anerkannt ist.

00:43:53: Und das ist auch so ein bisschen mein Antreiber.

00:43:58: Ich habe gemerkt, dass man in vielen Situationen nicht angenommen oder anerkannt wird

00:44:09: mit den speziellen Herausforderungen und speziellen Wünschen, die vielleicht zusammenkommen.

00:44:15: Also, dass ich als Sternenmama mich vielleicht frage, okay, möchte ich mein Leben so, wie es ist?

00:44:23: Wie kann ich mit meinen Gefühlen umgehen?

00:44:27: Oder wie kann es in der Partnerschaft weitergehen?

00:44:32: Was erwarte ich für mich selber?

00:44:36: Was sind meine Werte?

00:44:38: Jetzt, nachdem das passiert ist, möchte ich wieder Kinder haben.

00:44:42: All diese Fragen, wie habe ich mich damit trotz Gruppe auch allein gelassen gefühlt?

00:44:49: Und bin ja dann auf meinen ganz individuellen Heilungsweg alleine gegangen,

00:44:58: in den ich dann auch mit unterschiedlichen Therapeuten hin oder auch Coaches gearbeitet habe.

00:45:04: Ganz unabhängig.

00:45:05: Du hast ja vorher auch schon gesagt, es gibt vielleicht auch Menschen,

00:45:08: die da eine andere Ressourcen mitbringen.

00:45:12: Und ich glaube, das spielt auch eine große Rolle, wie wir in den Verlust reingehen.

00:45:17: Und was wir vielleicht dann schon vorher auch wissen darüber, was uns gut tut.

00:45:23: Also, umso mehr Krisensituationen, wie wir vorher erlebt haben und daraus gewachsen sind

00:45:28: und Unterstützung wir vielleicht schon bekommen haben, umso ist es nicht einfach.

00:45:32: Es ist immer noch ein schlimmer Verlust, aber umso besser können wir damit umgehen.

00:45:37: Ja, man hat so ein bisschen Erfahrungswerte aus der eigenen Biografie, was einstützen kann.

00:45:45: Wenn es nicht wünschenswert ist, also ich wünsche, dass niemanden viele Schicksalsschläge

00:45:53: in einem Leben erleben zu müssen.

00:45:57: Ja, aber ich weiß, was du meinst, wenn man schon mal auf irgendeine andere Art,

00:46:04: zumindest vielleicht auch mit dem Thema Tod- und Sterbenberührung hatte.

00:46:10: Es ist ja auch so, wenn Menschen von uns gehen, die wir aber kennenlernen konnten

00:46:18: und wo es der natürliche Verlauf des Lebens ist,

00:46:24: dass das Leben im hohen Alter irgendwann zu Ende geht und endlich ist,

00:46:30: ist es auch traurig, aber es fällt uns leichter, damit umzugehen und das akzeptieren zu können.

00:46:38: Und ich glaube, wenn man so eine Situation schon mal hatte,

00:46:42: dann ist zumindest dieses Gefühl von Trauer irgendwie schon mal bekannt

00:46:47: und man kann so ein bisschen darauf zurückgreifen.

00:46:52: Aber so, die Situation, wie du sie auch beschrieben hast, wie ihr sie erlebt habt,

00:46:59: das ist ja so etwas Besonderes, wo ich einfach hoffe, dass ihr so was in der Art nicht nochmal erleben müsst

00:47:13: und vielleicht auch nicht schon zuvor irgendwie erlebt habt.

00:47:17: Ja, auf jeden Fall. Es ist eine Ausnahme-Lebenssituation.

00:47:27: Also du hast ja danach gefragt, was mich antreibt.

00:47:30: Und was mich antreibt, ist, dass ich immer wieder, wenn ich mit Sterneneltern spreche,

00:47:38: mitkriege, wie wenig sie Unterstützung, sie noch bekommen.

00:47:44: Dass auch Menschen, die sich Unterstützung suchen von Therapeuten,

00:47:49: irgendwann hören, da ich kann dir nicht helfen,

00:47:52: du hast eben keine Diagnose A, Diagnose B, Diagnose C

00:47:58: und deswegen passt du hier nicht ins Schema, in mein Schema F.

00:48:03: Und ich glaube, es gibt auch ganz gute Therapeuten, wo das nicht so ist,

00:48:08: aber natürlich gerade die Sterneneltern, mit denen ich spreche,

00:48:12: haben da andere Erfahrungen.

00:48:15: Also die kommen ja auch nicht ohne Grund zu mehr.

00:48:19: Das macht mich aber immer wieder auch sehr wütend, wenn ich dann höre,

00:48:24: ja naja, es ist jetzt aber auch Zeit, vielleicht musst du einfach mal wieder zurück zur Arbeit gehen.

00:48:29: Vielleicht ist dann auch alles wieder, also vielleicht brauchst du einfach mal eine Routine.

00:48:34: Es braucht aber Zeit, so eine Sache zu verarbeiten.

00:48:37: Und Menschen, also meine, einer meiner Paradigme,

00:48:43: einer der Arbeitsweise nicht habe, ist, ich glaube daran,

00:48:47: dass diejenigen, mit denen ich arbeite, in sich darin ziemlich genau wissen, was sie brauchen.

00:48:52: Und wenn jemand zu mir kommt und sagt, wo ich fühle, mich einfach noch nicht bereit,

00:48:58: dann ist das für mich das letzte, was ich sagen würde, ja okay, aber Zeit ist ab jetzt,

00:49:04: jetzt muss aber mal wieder arbeiten gehen.

00:49:07: Und natürlich gibt es auch immer zwei Teile in uns.

00:49:10: Es gibt einen Teil, der sagt, ich möchte wieder arbeiten gehen,

00:49:13: weil ich weiß, dass mir das halt gibt und es fällt mich schwer.

00:49:18: Es sind dann andere Sachen, die man auflösen und aufwägen kann.

00:49:21: Es gibt ja dann auch eine große Rolle, welchen Beruf hat man, wo arbeitet man,

00:49:26: ist man jetzt vielleicht irgendwo im Büro oder arbeitet man mit Kindern und Babys.

00:49:33: Also auch hier können die Frauen wieder sehr unterschiedlich sein, dass sie sagen,

00:49:38: "Needoch, ich möchte da wieder in dem Kontext sein, mich stützt das."

00:49:43: Oder je nachdem, wie viel Verantwortung du auch hast in deiner Arbeit

00:49:48: und was dann auch von dir erwartet wird, quasi wie du funktionierst.

00:49:53: Und das versuche ich den Frauen auch immer auch mitzugeben,

00:49:56: dass sie sich bewusst sein müssen, wenn sie zurück zur Arbeit gehen.

00:50:01: Das für die Vorgesetzten und die Kollegen und Kolleginnen,

00:50:04: das ein Signal ist, okay, sie ist wieder da.

00:50:07: Und für die Arbeit wieder ansprechbar.

00:50:11: Und natürlich kann man dann auch kommunizieren,

00:50:14: dass schon irgendwie Rücksicht genommen wird

00:50:16: und man vielleicht auch über ein neues Arbeitszeitmodell vielleicht auch nachdenken kann.

00:50:21: Aber ich versuche auch immer mit den Frauen das erstmal rauszuarbeiten.

00:50:26: Wenn sie sagen, ja, ich überlege jetzt zur Arbeit zurückzugehen,

00:50:30: ist das ihre intrinsische Motivation.

00:50:34: Und ich wünsche mir diese Struktur wieder, weil ich das vermisse.

00:50:41: Dann ist es sehr viel wert, weil dann ist das schon ein Signal

00:50:48: für eine innere Stabilität.

00:50:50: Ich möchte wieder dorthin gehen.

00:50:52: Ich möchte wieder in diesem Umfeld sein.

00:50:54: Ich möchte die Menschen dort wieder treffen.

00:50:56: Oder ist es das Pflichtgefühl?

00:50:59: Ja, was sollen denn die anderen sonst von mir denken,

00:51:01: warum ich so lange nicht da bin?

00:51:03: Was jetzt dieses Wörtchen so lange an Tagen, Wochen oder vielleicht sogar

00:51:08: manchmal Monaten beinhaltet, sei jetzt mal dahingestellt.

00:51:11: Aber das versuche ich mit den Frauen immer rauszuarbeiten,

00:51:14: um ihnen Orientierung zu geben.

00:51:17: Ist jetzt schon der richtige Schritt oder ist das vielleicht noch zu früh?

00:51:21: Und dann auch zu schauen, was gäbe es vielleicht für Optionen anhand ihres Jobs

00:51:26: zum Thema Arbeitszeitmodell oder vielleicht andere Aufgabenbereich.

00:51:31: Also ich glaube, was auch oft verkannt wird,

00:51:36: auch bei Eltern mit mit lebenden Kindern, die ihr Kind an der Hand haben,

00:51:41: dass so eine Schwangerschaft, so eine Geburt auf jeden Fall die Frau

00:51:45: verändert, allein durch diese ganzen Hormonumstellung.

00:51:50: Und das ist ein Prozess, es als Frau zu sagen, hey, ich trage ein Kind aus,

00:51:54: ich bringe ein Kind auf die Welt, ich nähere es, ich ernähre es im ersten Jahr.

00:52:01: Also ich gebe mich zwei Jahre diesen Wesen komplett hin,

00:52:05: damit es einen guten Start ins Leben hat,

00:52:08: dass das für die Frau auch eine Veränderung ist.

00:52:13: Ich hatte das gestern im Gespräch, den Begriff Muttertät.

00:52:17: Also man kennt das von Teenies, die Puppertät.

00:52:21: Und da wird den Teenies viel zugestanden.

00:52:25: Aber dass das eigentlich auch auf eine Frau zutrifft, die dann in die Rolle der Mutter kommt

00:52:30: und der Weg, der zwischenliegt, Schwangerschaft, Geburt, Rückbildung, stillen.

00:52:37: Und das gilt genauso auch für die Väter, wenn die Kinder dann da sind,

00:52:42: dass die sich auch verändern.

00:52:44: Und das, denke ich, wird schon zu wenig gesehen.

00:52:49: Oder auch, finde ich, das merke ich selber auch im Freundeskreis, zu wenig thematisiert zwischen Freunden.

00:52:57: Und dann aber zu sehen, okay, was passiert aber eigentlich mit dem Person,

00:53:03: wo die Schwangerschaft nicht glücklich geändert ist oder die Geburt des Kindes.

00:53:11: Was muss eigentlich in denen vorgehen?

00:53:13: Und zu sehen, okay, die sind einfach nicht mehr die gleichen wie vorher

00:53:18: und können sie einfach nicht sein durch diesen Schicksalsschlag.

00:53:22: Und das bestätigen mir Frauen auch oft im Gespräch, dass sie sagen,

00:53:26: ich bin einfach nicht mehr die gleiche wie vor der Schwangerschaft,

00:53:30: weil das in kurzer Zeit so viel mit mir gemacht hat und so viel von mir gefordert hat,

00:53:37: diese Erfahrung und auch jetzt diese Neuausrichtung.

00:53:41: Man hat sich erst eingerichtet oder neu ausgerichtet auf ein Leben mit Kind

00:53:48: und jetzt ist gefordert, sich darauf einzurichten, das Leben ohne das Kind, zumindest,

00:53:57: dass man es nicht aufwachsen sieht.

00:53:59: Und das fordert so viele Anpassungsprozesse in kürzester Zeit

00:54:05: und das auch zu sehen, dass sich Menschen dadurch verändern und vielleicht auch Bezugspersonen verändern.

00:54:13: Und ja, jetzt bin ich ein bisschen ausgeholt, so auch mit meinem Beobachtung,

00:54:22: aber ich wollte dich noch fragen, Julia, auch so mit Hinblick auf deine Geschichte oder auch deine Arbeit.

00:54:29: Gibt es etwas, wo du sagst, das würdest du gerne den Frauen, den Eltern mitgeben,

00:54:35: die ebenfalls vor so einer schweren Entscheidung stehen, wie es bei euch die Situation war?

00:54:41: Ja, mein Gedanke geht dahin, was hätte ich vielleicht gebraucht, was ich nicht gehabt habe.

00:54:48: Und eigentlich ist es Zeit und das kann ich natürlich niemandem mitgeben.

00:54:52: Also es ist schon der Gedanke, auf sich selber zu hören und auch immer wieder sich bewusst zu machen,

00:55:01: welcher meiner Gedankengänge ist denn jetzt für andere.

00:55:05: Du hast auch über, also es ist, glaube ich, eine Lebensaufgabe für manche von uns,

00:55:13: auch dieses "Okay, ich sollte jetzt wieder zurück zur Arbeit gehen, weil was denken dann meine Kollegen?"

00:55:18: Genauso kann es dann auch sein, dass wir bei solchen Situationen darüber nachdenken,

00:55:27: welche Entscheidung ist dann jetzt in meiner Umwelt am ehesten anerkannt.

00:55:32: Und ich möchte mitgeben, hör auf dich selber, also hör auf dich und dein Herz

00:55:37: und treff die Entscheidung, die für dich in der Situation am besten ist.

00:55:43: Ich glaube, es ist so eine Rupzuckentscheidung bei mir gewesen.

00:55:50: Wenn du die Möglichkeit hast, dir Zeit zu nehmen, dann nimm dir Zeit.

00:55:54: Bei mir wäre es gar nicht anders möglich gewesen, weil entweder er geht in diese OP oder er stirbt.

00:56:00: Ob er dann stirbt, weil wir die Geräte abstellen oder stirbt, weil diese OP notwendig ist, um weiterzuleben,

00:56:08: war die einzige Option, die wir hatten und ich hätte nicht sagen können,

00:56:14: "Okay, können wir bitte bis morgen warten?"

00:56:16: Ich möchte mich gerne über all meine Informationen, über all meine Möglichkeiten genau informieren

00:56:22: und sehen, was möglich ist und was ich jetzt brauche.

00:56:26: Das wäre nicht gegangen.

00:56:28: Aber ich glaube, wir haben doch eine Intuition in uns selber,

00:56:34: die wir dann zugreifen können, wenn wir es erlauben.

00:56:38: Ja, auch danke, Julia.

00:56:40: Ja, also danke auch fürs Teilen, dass du uns heute so ein Einblick gegeben hast

00:56:47: in deinen und euren Weg, das du uns von Simon erzählt hast.

00:56:52: Und ich würde gerne nochmal ein Gedanken grad aufgreifen.

00:56:57: Jetzt am Ende sind wir eher beim Punkt Zeit geben

00:57:01: oder was du auch gesagt hast, das würdest du den Eltern wünschen.

00:57:04: Aber angefangen haben wir mit deiner Geschichte im Rettungswagen, um möglich zu schauen, keine Zeit zu verlieren.

00:57:13: Also Zeit ist immer ein wichtiger Faktor

00:57:18: und je nach Situation ist es halt wichtig zu schauen, es muss schnell gehen

00:57:23: oder lass uns Zeit nehmen, um uns informieren zu können, entscheiden zu können

00:57:29: und du hast halt im Rettungswagen auch für dich eingestanden,

00:57:34: damit ihr in eine Klinik kommt, wo dein Kind versorgt werden kann.

00:57:39: Also da hast du dich dafür entschieden und dafür gekämpft, keine Zeit zu verlieren.

00:57:44: Und im Verlauf deines Weges war es dann aber wichtig, jeden Moment auszukosten

00:57:50: und die Zeit, die da ist, zu nutzen.

00:57:54: Das kam jetzt nochmal so als Gedanke, dass Zeit relativ ist

00:58:00: und je nachdem, wo wir gerade stehen, es halt da der Intuition zu folgen,

00:58:05: wo stehen wir jetzt, keine Zeit zu verlieren oder Zeit möglichst nehmen zu können,

00:58:12: Zeit uns geben zu lassen und nutzen zu können.

00:58:17: Wie du auch gesagt hast, du hast möglichst wenig geschlafen,

00:58:20: um viel Zeit in den fünf Tagen mit Simon verbringen zu können.

00:58:24: Also vielen, vielen Dank, dass du heute zu Gast warst

00:58:27: und uns einen Einblick in deine Erfahrung gegeben hast.

00:58:32: Und ich wünsche dir alles, alles Gute für deinen weiteren Weg.

00:58:36: Ich danke dir und wünsche dir dasselbe und wir bleiben ganz sicher im Kontakt.

00:58:41: Ja, auf jeden Fall.

00:58:43: Mach's gut.

00:58:45: Ciao.

00:58:47: Das war eine neue Folge von "Plötzlich Sternmama".

00:58:50: Dein Podcast rund um die kleine und stille Geburt in unserer Gesellschaft.

00:58:55: Jeden zweiten Mittwoch gibt es eine neue Folge mit vielen spannenden und wichtigen Themen.

00:59:01: Wenn du in diesem Moment, wo du zuhörst, selbst "Plötzlich Sternmama" bist,

00:59:06: möchte ich dich ermutigen, den Kontakt zu mir aufzunehmen.

00:59:10: Du bist nicht allein und ich gehe mit dir deinen Weg gern ein Stück gemeinsam.

00:59:15: Auf meiner Website findest du all meine Yoga-Große und auch Retweets vor und nach der Geburt.

00:59:21: Ich begleite dich mit Postnatal-Juga nach einer kleinen oder stillen Geburt

00:59:26: und mit Pränatal-Juga in deiner Vollgeschwangerschaft.

00:59:29: Außerdem ist es mir wichtig, dass du die Möglichkeit hast,

00:59:32: dich mit anderen Frauen in deiner Situation auszutauschen.

00:59:36: Wenn du heute aus Interesse zuhörst und eine Frau in deinem sozialen Umfeld kennst,

00:59:41: wenn du Sternmama ist, möchte ich dich einladen, diesen Podcast mit dir zu teilen,

00:59:45: sodass sie vielleicht die Unterstützung findet, die sie jetzt gerade braucht.

00:59:50: Weitere Infos unter www.sternmamas.de

00:59:53: und ich freue mich, wenn du bald wieder reinmirst.

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