060 - Mutter ohne Kind: Buchvorstellung & Interview mit Eva Lindner
Shownotes
In dieser Podcastfolge lernst Du Eva Lindner kennen. Sie musste selbst die Erfahrung einer Fehlgeburt im 2. Trimester ihrer Schwangerschaft machen. Seitdem ist etwas Zeit vergangen, das Gefühl „Mutter ohne Kind" jedoch geblieben. So auch der Titel ihres Buches, welches im Februar 2024 erschienen ist.
Eva, die beruflich als Journalistin tätig ist, war es wichtig, ein Buch zu schreiben, welches Wissen vermittelt. Wissen, welches ihr damals in ihrer Situation gefehlt hat bzw. nicht leicht zugänglich war und auch Wissen, welches die noch bestehenden politischen Missstände und damit verbundene Versorgungslücken für Betroffene aufzeigt.
Aus meiner Sicht ein wunderbares Buch, das jede:r gelesen haben sollte, um das Tabu rund um Fehlgeburten in unserer Gesellschaft ernst(er) zu nehmen, damit sich für betroffene Eltern etwas ändern kann und sie nicht allein gelassen werden.
Ich wünsche Dir, dass Du aus der Folge etwas für Dich mitnehmen kannst und danke Eva für die Vorstellung ihres Buches hier im Podcast.
Deine Daniela
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Mehr über Eva Lindner: Buch / Website / Instagram
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Musik: Die Interpretation des Mantras „Om Namah Shivaya". Danke dafür, liebe Sophia. IG @sophiakatschinski
Transkript anzeigen
00:00:00: Hallo und herzlich willkommen beim Podcast "Plötzlich Sterlen Mama".
00:00:17: Mehr Wissen, weniger Unmacht, offener Reden und weniger Alleinsein.
00:00:23: Dein Podcast rund um das Thema kleine und stille Geburt in unserer Gesellschaft, aber auch mit Tee und Yogamatte.
00:00:32: Mein Name ist Daniela Mund und ich spreche in diesem Podcast aus meiner Perspektive als Jogalehrerin für Schwangerschaft und Rückbildung.
00:00:52: Ja liebe Eva, ich begrüße dich ganz herzlich. Schön, dass du heute da bist.
00:00:59: Hallo Daniela und vielen Dank für die Einladung.
00:01:02: Wir sprechen ja heute in dieser Folge über dein Buch "Mutter ohne Kind" und das Buch ist ja Mitte Februar erschienen, richtig?
00:01:11: Mhm, genau.
00:01:12: Okay, und ja in deinem Buch geht es um ein ganz ganz wichtiges Thema, wie der Titel ja auch schon vermuten lässt, also der Titel "Mutter ohne Kind".
00:01:23: Es geht darum, das Tabu, welches rund um Fehlgeburten leider immer noch besteht, aufzulösen, beziehungsweise auch ein Stück weit aufzuzeigen,
00:01:36: aus wie vielen unterschiedlichen Perspektiven und an wie vielen Stellen ist das noch braucht, dieses Tabu aufzulösen.
00:01:44: Da gehen wir jetzt dann gleich auch genauer drauf ein, also was ich damit meine, wenn ich sage aus unterschiedlichen Perspektiven,
00:01:52: das hast du einfach in deinem Buch ganz ganz toll herausgearbeitet und mit ganz viel Empathie und Einführungsvermögen aufgezeigt,
00:02:02: wo es Stellhebel gibt, um dieses Tabu aufzulösen und wo es auch wirklich wichtig ist, diese Stellhebel zu nutzen.
00:02:12: Ja, darf jetzt alle die Zuhörn einladen, ganz aufmerksam zuzuhören, denn Eva hat viel zu sagen, ganz viele wertvolle Dinge
00:02:20: und hat das in einem ganz ganz tollen Buch niedergeschrieben.
00:02:26: Eva, was hat dich dazu geführt, dieses Buch zu schreiben?
00:02:30: Also ich habe erstmal selbst das erleben müssen, dass ich mein Kind verloren habe in der 16. Schwangerschaftswoche
00:02:39: und war eben komplett unvorbereitet darauf und habe dann sehr Schwierigkeiten gehabt, auch das zu verarbeiten, damit umzugehen.
00:02:53: Und als ich dann so ein bisschen angefangen habe zu lesen und klar wurde, dass jede dritte schwangere Frau betroffen ist,
00:03:04: dann konnte ich das gar nicht glauben, weil ich in meinem Umfeld gar keine Frauen kannte, denen das passiert ist.
00:03:10: Ich kannte sie vermeintlich nicht.
00:03:11: Heute weiß ich, ich kenne ganz viele Frauen, denen das passiert ist.
00:03:15: Ich wusste es nur nicht, weil sie nicht darüber sprechen.
00:03:18: Und dann dachte ich, wenn es so viele Frauen sind und ihre Partner*innen, die betroffen sind und vielleicht noch die Familien, die auch mit trauern,
00:03:28: wie kann es sein, dass wir so wenig in der Gesellschaft darüber sprechen, dass es so wenig sichtbar ist?
00:03:35: Und dann habe ich ein bisschen mehr gelesen und eben auch dazu, welche Auswirkungen, gerade auch psychische Auswirkungen so ein Erlebnis auf Frauen hat.
00:03:45: Ich nehme das zum Beispiel im Monat nach dem Schwangerschaftsverlust mehr als die Hälfte der Frauen an Depressionen leiden und an Angststörungen.
00:03:56: Noch drei Monate später Symptome von einem posttraumatischen Belastungssymptom aufweisen, dass die Suizidrisikumsvierfache steigt.
00:04:07: Und als ich das alles gelesen habe, konnte ich es noch weniger glauben, dass all diese Familien und Frauen so alleine gelassen werden damit.
00:04:17: Und ich wurde eben auch einfach aus der Klinik und aus der Praxis entlassen mit dem Hinweis, ja, das passiert und das ist ganz häufig so.
00:04:25: Und versuchen sie einfach wieder schwanger zu werden und kommen sie zurück, wenn sie dann schwanger sind.
00:04:31: Und mehr an Hilfestellung gab es einfach nicht.
00:04:34: Und das fand ich dann einfach schlimm, damit so alleine gelassen zu werden.
00:04:40: Und dann dachte ich, also wenn es allen so geht, dann muss man noch was tun.
00:04:44: Und da wollte ich das eben sichtbar machen und was erschaffen, was in meiner Hand liegt als Journalistin, was vielleicht helfen kann.
00:04:50: Also ich höre da jetzt halt auch raus, dass du mit deinem Buch etwas besser machen möchtest, was dir damals gefehlt hat.
00:05:00: Ja, also etwas besser machen im Sinne von Aufklärung, Hilfestellung, Unterstützung, Unsichtbarkeit.
00:05:09: Das hast du jetzt auch gesagt, ich fand es jetzt auch ganz schön, wie du meintest, Frauen, die ich vermeintlich nicht kannte.
00:05:19: Weil du es einfach nicht wusstest.
00:05:21: Und ich könnte mir das so vorstellen, dass du dann offen mit deiner Erfahrung umgegangen bist.
00:05:27: Und sich dann dann gegenüber die andere Frau auch geöffnet hat, dass sie es auch erlebt hat.
00:05:34: Und das erfährt man halt nur, wenn man offen miteinander spricht, aber es braucht halt auch Kraft und Mut, sich zu dieser Offenheit zu trauen.
00:05:46: Und manchmal vielen vielleicht auch die richtigen Gesprächspartner und Zuhörerinnen.
00:05:54: Absolut, ja.
00:05:56: Und die haben sie dann vielleicht in dir auch gefunden, dass sie gesagt haben, okay, wow, Eva hat es jetzt erzählt.
00:06:02: Und ich spüre jetzt, ich möchte es doch auch mal teilen.
00:06:06: Das ist tatsächlich erst jetzt so, wo das Buch erschienen ist und vielleicht auch schon in dem Zeitraum, als ich es geschrieben habe.
00:06:14: Weil da natürlich Leute auf mich zugekommen sind und ja, wie man sich halt so nebenbei fragt und wie läuft es in der Arbeit, was machst du so?
00:06:21: Und dann war ich so ja auch ein bisschen gezwungen darüber zu sprechen, weil ich es tatsächlich davor nicht konnte.
00:06:28: Genau wie du gesagt hast, ich war eine der Frauen, die keine Worte dafür gefunden hat und die sich auch wirklich nicht gut öffnen könnte.
00:06:36: Auch nicht den guten Freundinnen oder der Familie.
00:06:40: Also es war für mich wirklich etwas Unsagbares.
00:06:44: Ich habe einfach nicht gewusst, wie ich es ausdrücken kann, wie es mir geht.
00:06:48: Und auch wie die anderen mit mir umgehen können.
00:06:52: Ich konnte auch schlecht Hilfestellung geben, den anderen sagen, was ich brauche.
00:06:57: Viele wollten ja helfen, wussten aber auch nicht, wie und ich wusste auch nicht, wie sie mir helfen konnten.
00:07:02: Und das hat dann dazu geführt, dass ich oft einfach geschwiegen habe oder es so ein bisschen abgetan habe, so getan habe,
00:07:09: als wäre es ja gar nicht so schlimm, weil ich nicht immer diesen Elefant in den Raum bringen wollte, mit dem wir dann alle nicht mehr umgehen können.
00:07:17: Und das hat wirklich auch zu einer Einsamkeit geführt.
00:07:21: Und dann habe ich eigentlich erst mit der Recherche an den Buch angefangen, drüber zu sprechen.
00:07:26: Ich habe dann gefragt, was machst du gerade?
00:07:28: Ich schreibe ein Buch und dann ach, wie schön.
00:07:30: Und dann denke ich, ach, ach, schreibe es einen Roman oder so.
00:07:33: Worum geht es?
00:07:35: Und dann, ja, ich schreibe hier über Schwangerschaftsverluste, über Fehlgeburten.
00:07:40: Und dann habe ich dann auch angefangen, direkt zu sagen, dass mir das auch passiert ist.
00:07:46: Und da habe ich dann erst erlebt, wie gut es auch ist und wie heilsam das zu sagen, weil dann die Reaktionen, die Leute doch sehr, sehr schön waren.
00:07:54: Und dann kam entweder, dass es uns auch passiert oder das ist meine Schwester auch passiert.
00:07:58: Ich habe so viele Freunde, an denen das passiert ist.
00:08:00: Und das hat mir dann schon geholfen.
00:08:03: Und je öfters ich es erzählt habe, desto einfacher wurde es auch.
00:08:07: Das hätte ich mir im Nachhinein für mich selbst gewünscht, es ein bisschen früher zu erleben.
00:08:12: Ja, weil jeder Weg ist ja anders.
00:08:16: Und vielleicht hat es die Zeit dann auch für dich einfach gebraucht.
00:08:20: Ja, und vielleicht war das einfach für dich der richtige Weg, überschreiben.
00:08:25: Dann auch in die Kommunikation, also in die verbale Kommunikation treten zu können.
00:08:33: Ja, Eva, ich durfte ja dein Buch schon lesen.
00:08:37: Und finde, du vereinst halt in deinem Buch auf eine ganz tolle Art und Weise oder ganz wunderbar und einfühlsame und doch auch gesellschaftskritische Art und Weise.
00:08:53: So mit Blick in die Politik.
00:08:55: Einzelne Erfahrungsberichte von Betroffenen, Müttern und Eltern.
00:09:00: Also ich finde, du hast ja einen ganz tollen Weg gefunden, wenn Betroffene das Buch lesen, da sehr einfühlsame Worte zu finden.
00:09:11: Und für diejenigen, die es vielleicht aus gesellschaftlichem Interesse lesen.
00:09:18: Ja, ich würde es nochmal so nennen, so eine gesellschaftskritische Art und Weise Worte zu finden, um darauf aufmerksam zu machen.
00:09:27: Dass das gerade auch so auf politischer Ebene noch braucht, etwas zu verändern.
00:09:33: Ja, und ich finde, das hast du einfach ganz toll so übereingebracht.
00:09:38: Also ich finde das wirklich eine hohe Kunst.
00:09:41: Und denke, da liegt auch die, einfach das Können in deinem Beruf als Journalistin.
00:09:48: Aber was erwartet denn die Leserin in deinem Buch?
00:09:53: Also magst du gerne mal aus einem Kapitel vielleicht eine Zusammenfassung geben, dass man so einen Eindruck bekommt,
00:10:03: da man das Buch in die Hand nimmt, was ein so erwartet.
00:10:08: Ja, gerne.
00:10:10: Also dann spreche ich vielleicht über Isar.
00:10:13: Das ist das zweite Kapitel im Buch und das ist für mich ein ganz wichtiges Kapitel.
00:10:19: Ich habe jedes Kapitel ein Thema gewidmet und die Erfahrungen der Frauen, die auch so thematisch dazu passen.
00:10:29: Und bei Isar ist es so gewesen, dass sie zweimal Spangerschaftsverlust erlebt hat.
00:10:38: Und sehr schnell danach wieder zur Arbeit gegangen ist, dass sie sich auch schuldig gefühlt hat für das, was passiert.
00:10:47: Sie ist davor einmal in den Urlaub geflogen und hat dann nachgeguckt, googelt, kann das irgendwie zusammenhängen?
00:10:56: Warum ist das passiert? Hat ich vielleicht nicht fliegen dürfen?
00:11:00: Und wie das so ist, wenn man googelt, findet man immer irgendwo jemanden, der irgendwann einen Zusammenhang herstellt.
00:11:05: Und sie hat sich dann schuldig gefühlt, sie hat sich geschämt, sie hat nicht darüber gesprochen,
00:11:12: was passiert ist auch nicht im beruflichen Kontext.
00:11:15: Und eigentlich hat sie sich ihren Schmerz und ihr Leid auch selbst aberkannt, indem sie so schnell wieder in die Arbeit gegangen ist,
00:11:23: dort eben auch so performen wollte, so tun wollte, als wäre ihr gar nichts passiert,
00:11:31: als könnte sie einfach in den Tagen darauf wieder die gleiche Leistung erbringen.
00:11:35: Und das finde ich schon sehr bezeichnend auch so für die Zeit, in der wir gerade leben.
00:11:42: Und ich glaube, so geht es auch vielen.
00:11:45: Zum einen sich das abzuerkennen, wie schlimm das ist, was gerade passiert ist und dass das eben,
00:11:51: wie du gesagt hast, Zeit brauchen darf, dass das Unterstützung brauchen darf, dass man sich selbst auch erlaubt,
00:11:59: dass es einem nicht gut geht, dass man trauern darf, solange das eben dauert.
00:12:04: Und man eben nicht schnell wieder funktionieren muss.
00:12:09: Und in diesem Kapitel geht es mir wirklich um das Thema Schuld, weil ganz viele Frauen und das zeigen auch Studien.
00:12:17: Also es sind weit mehr als die Hälfte der Frauen, die sich schuldig führen, nachdem das passiert ist.
00:12:22: Und das war für mich schon ein entscheidender Punkt, dem ich auf die Spur kommen wollte, warum fühlen sich Frauen schuldig dafür, was passiert ist.
00:12:30: Und was ich dann eigentlich rausgefunden habe in meinen Recherchen ist zum einen, dass eine Frau nie,
00:12:37: also wirklich so gut wie nie die Schuld trägt, wenn sie das Kind verliert.
00:12:43: Weil die Gründe, und das ist schon ein großer gesellschaftlicher Missstand, dass eigentlich viel zu viel Wissen fehlt.
00:12:52: Und wir viel zu wenig Allgemeinwissen darüber haben, was zum Beispiel die Gründe sind für Fehlgeburten, für kleine Geburt, für stille Geburt.
00:13:01: Und der Grund sind in 60 bis 85 Prozent der Fällen Kromosomenanomalien, also Störungen im Erbgut, die einfach passieren, die entstehen in der Eizelle, in der Samenzelle oder bei deren biologisch-hochkomplexe Verschmelzung.
00:13:18: Und niemand hat Einfluss darauf, dass das passiert. Niemand kann das verhindern.
00:13:25: Also das ist meistens der Grund, aber wenn man fragt, und da habe ich auch Studien dazu gelesen und Befragungen, wenn Menschen draußen gefragt werden, was glaubst du, wie es zu einer Fehlgeburt kommt,
00:13:36: dann antworten zwei Drittel der Menschen, dass die Frau wohl ein Fehler gemacht hat.
00:13:41: Nämlich ja, wahrscheinlich hat sie zu schwer gehoben, vielleicht hat sie zu viel Stress gehabt, vielleicht hat sie was Falsches gegessen.
00:13:48: Und all diese Dinge sind sogenannte Risikofaktoren, schwangeren Frauen wird abgeraten, davon schwer zu heben oder sich großem Stress auszusetzen oder nicht pasteurisierten Käse zu essen.
00:14:02: Und da haben wir ein supergroßes Allgemeinwissen darüber, über diese Risikofaktoren.
00:14:06: Nur diese Risikofaktoren sind so gut wie nie der Grund, warum es passiert. Das sind einfach Dinge, auf die man achten sollte.
00:14:13: Und das ist aber ein total kratzes gesellschaftliches Narrativ, den wir uns eigentlich alle verschrieben haben, dass Frauen schuld sind, wenn sie die Schwangerschaften verlieren.
00:14:27: Weil natürlich können die Frauen das ja beeinflussen und sich weniger Stress aussetzen oder nicht schweres heben oder achten worauf sie essen. Das haben wir ja in der Hand.
00:14:37: Und das finde ich eben ganz krass, wie misogynndes eigentlich ist und dass wir da viel mehr darüber wissen müssen, was sind Risikofaktoren und was sind die wirklichen Gründe.
00:14:51: Und so was wie zum Beispiel dieser nicht pasteurisierte Käse, das weiß ja wirklich jeder, das weiß der Mensch am Käsesstand, der hat mir gesagt, als ich schwanger war, welchen Käse ich essen darf und welchen nicht.
00:15:01: Also alle wissen darüber Bescheid.
00:15:03: Aber wenn man sich die Zahlen anguckt, also dass so eine sogenannte Listeriöse, also eine Infektion, die über diese Keime, im Weichkäse entsteht, das passiert in 80.000 Fällen einmal.
00:15:17: Also das ist wirklich ein wirklich sehr nischiges, ganz kleiner Risikofaktor.
00:15:23: Aber über den wissen alle Bescheid, aber darüber, dass ein Chromosomen eben Anomalien bekommen und dass das nicht ganze Zeit passiert und dass das die Gründe sind, das weiß halt keiner.
00:15:35: Ja, da sagst du was ganz Wichtiges Eva und ich finde das auch sehr einprägsam, wie du das gerade auch mal so gegenübergestellt hast.
00:15:44: Was ist so als Wissen vorhanden in der Gesellschaft oder vielleicht kann man auch sagen vermeintliches Wissen in deinem Buch?
00:15:52: Also was mir auch sehr zu sagt, da sind ja doch auch viele Verweise auf Studien.
00:15:59: Und wenn man das so gebündelt in deinem Buch liest, hatte ich zum Beispiel so den Eindruck, obaus gibt doch viele Studien zu dem Thema.
00:16:08: Aber ich glaube, gerade zum deutschsprachigen Raum gibt es nicht viele Studien.
00:16:14: Genau.
00:16:14: Wichtig, oder genauso das Thema Statistik.
00:16:19: Ja, wir haben ja auch in Deutschland die Situation, dass stille Geburten meldepflichtig sind, weil sie als Geburt eines Kindes gewertet werden, was auch richtig und wichtig ist.
00:16:35: Aber Kleingeburten wird das halt nicht zugestanden.
00:16:38: Das heißt, wir haben in Deutschland keine gesicherte Statistik über, also mit gesichert, meine ich, verlässliche Kennzahlen, wie häufig kleine Geburten stattfinden, wie viele Frauen wirklich betroffen sind oder auch Paare, die dahinter stehen.
00:16:57: Es gibt Schätzwerte, aber kleine Geburten sind halt nicht meldepflichtig.
00:17:04: Und das, denke ich, kann auch ein Übel dafür sein, dass die Aufklärung und auch das Wissen darum zu gering ist.
00:17:16: Absolut.
00:17:17: Also das ist ein Riesenmissstand, dass uns da die Zahlen fehlen.
00:17:20: Weil nur, wenn wir gesicherte Zahlen haben, dann ist etwas ja auch gesellschaftlich relevant.
00:17:26: Dann sprechen wir darüber, wenn es genau wie du sagst, diese Statistiken dazu gibt.
00:17:30: Solange es Schätzwerte sind, und das genauso, wie du es erklärt hast, ist es, dass eben der Bundesverband der Frauen, Ärzt*innen zum Beispiel das dann schätzt.
00:17:40: Aber klar, das ist erstens schwierig für die Gesellschaft und zweitens natürlich auch für die Forschung.
00:17:47: Also wir brauchen diese gesicherten Zahlen, damit wir dann auch gesellschaftlich besser darüber sprechen können.
00:17:55: Und es auch aufzeigt, wie wichtig Forschung dazu ist.
00:18:00: Also ich habe von meinem Buch wirklich fast ausschließlich mit angloamerikanischen oder internationalen Studien gearbeitet.
00:18:07: Also wirklich auch Studien aus Sri Lanka oder Indien, weil es in Deutschland fast nicht erforscht wird.
00:18:13: Also es ist nicht wichtig genug, relevant, vielleicht nicht gut genug für so eine Reputation an dem Thema.
00:18:22: Es ist einfach auch tabuisiert in der Forschung und in der Medizin.
00:18:26: Und das hat mich auch schockiert, dass wir in Deutschland uns diesen Thema so wenig annehmen.
00:18:31: Ja, und das ist das eine so ein Thema, wo ich meinte, vorhin, dass so gesellschaftliche Kritik oder Kritik an der Medizin oder Politik
00:18:42: damit reinbringst, weil das hängt ja auch alles irgendwo dann immer miteinander zusammen.
00:18:48: Und wenn es gesicherte Zahlen gibt durch Statistiken, dann kann halt auch zum Beispiel auf der Gesetzesebene was erreicht werden,
00:18:57: weil man etwas belegen kann und sagen kann, so sieht es aus.
00:19:01: Deswegen ist hier einfach Anlungsbedarf gegeben.
00:19:06: Und solange es diese Zahlen nicht gibt, wird sich halt auch nichts verändern,
00:19:12: weil den Personen, die dann Entscheidungen treffen können, die Grundlage fehlt.
00:19:19: Und also da beißt sich, sag ich mal, so ein bisschen die Katzen in Schwanz, wenn ich das jetzt mal so salopp sagen darf.
00:19:25: Aber es braucht halt meiner Auffassung nach erst den Anstoß aus der Medizin, aus der Forschung, um Zahlen sammeln zu können,
00:19:41: um dann auf die Politik zugehen zu können und zu sagen, hey, das ist hier, das ist wirklich die Basis oder die Realität,
00:19:52: wie es zum Thema kleine Geburten und Fehlgeburten steht.
00:19:57: Und es gibt hier wirklich Anlungsbedarf, weil so viele Frauen davon betroffen sind,
00:20:04: die im Moment wenig oder unzureichend Unterstützung finden.
00:20:09: Weil das ist ja auch etwas, was dann daraus resultiert.
00:20:13: Wenn wir gute Zahlen haben, kann man auch dann wieder besser Angebote schaffen,
00:20:19: wie auch immer die aussehen mögen, ob wir jetzt von Trauerbegleitung sprechen oder von Rückbildung.
00:20:24: Es sind ja unterschiedliche Ebenen, die durch eine kleine Geburt und stille Geburt berührt werden.
00:20:35: Aber das geht halt auch erst, oder macht es besser, wenn es eine gewisse Grundlage gibt,
00:20:43: die die beteiligte Fachpersonen dann auch aufbauen können.
00:20:49: Also ich glaube, wer jetzt zuhört, der merkt, ich bin auf jeden Fall schon mal großer Fan von deinem Buch
00:20:56: und der sehr tiefgründigen Recherche, das ist auf jeden Fall mein Eindruck, den ich habe,
00:21:02: durch die vielen Quellen, die du halt auch benennst, wo, glaube ich, jede Quelle für sich auch nochmal lesenswert ist.
00:21:10: Und trotzdem würde ich dich gerne nochmal bitten, Eva, so mit deinem Worten auch zu sagen,
00:21:16: was unterscheidet dein Buch von anderen, die es zum Thema Fehlgeburt bereits gibt.
00:21:23: Also es gibt ja zum Glück Literatur, aber was unterscheidet dein Buch von anderen Büchern,
00:21:31: die du jetzt vielleicht dann auch kennengelernt hast während der Arbeit für das Buch?
00:21:37: Ja, genau, also der Impuls dieses Buch zu schreiben, der kam schon auch daher, dass ich selbst,
00:21:43: als mir das passiert, keine Literatur gefunden habe, die mir wirklich geholfen hat.
00:21:48: Denn was es gibt auf dem Markt, sind entweder Sammlungen von Erfahrungsberichten,
00:21:53: das ist gut, dass es die gibt, das hilft bestimmt auch vielen Frauen und da hat mir so die Einordnung gefehlt.
00:22:01: Und was es dann noch gibt, so Drahtgeber, die versuchen eben auch Frauen in diesem Prozess zu unterstützen mit Tipps und mit Draht.
00:22:11: Und ich habe kein Drahtgeber geschrieben, das war mir ganz wichtig.
00:22:17: Also ich hoffe, dass mein Buch Frauen auch helfen kann, dass es sie vielleicht auch tröstet,
00:22:24: dass sie sich gesehen fühlen, auch in den Erfahrungen der anderen Frauen.
00:22:28: Aber was ich vor allem wollte, war eben, Wissen zu vermitteln und Aufklärungsarbeit zu machen.
00:22:34: Und auch ganz klar, wie du gesagt hast, die Politik und die Menschen, die Machtfarben zu adressieren,
00:22:41: was zu verändern und Miststände aufzuzeigen und gleichzeitig aufzuzeigen, was ich verändern muss,
00:22:47: damit es dem Betroffenen besser geht.
00:22:50: Also ich glaube und hoffe, dass es der Unterschied, den ich auch machen konnte,
00:22:55: weil ich eben Wissenschaftsjournalistin bin, weil ich es gewohnt bin, Studien zu lesen und auszuwerten,
00:23:02: weil ich mit ganz viele Expert*innen Interviews machen konnte.
00:23:07: Ich glaube auch die Zitate von den Expert*innen, die in den Buch auftauchen, sind sehr wertvoll, um besser zu verstehen und einordnen zu können.
00:23:17: Was genau da eigentlich schiefläuft.
00:23:19: Und ja, ich hoffe, dass das so der Unterschied ist. Ziel war eigentlich immer, eine Debatte anzustoßen.
00:23:27: So macht das was wir jetzt machen, dass wir eben mehr darüber sprechen.
00:23:31: Das ist...
00:23:33: dass es in der Gesellschaft besser besprochen wird und eben helfen kann, dass dieses Tabu
00:23:40: weiterbröckelt. Da sind ja auch, wie du gesagt hast, viele Menschen schon dran. Es gibt viele
00:23:45: Promis, gerade Frauen, die ihre Fehlgeburten, ihre Verluste öffentlich machen und darüber sprechen.
00:23:52: Das ist super, das sind gute Vorbilder. Es gibt gerade so sozialen Medien auf Instagram,
00:24:00: viele Aktivist*innen, Hebammen, Menschen wie dich, die helfen wollen, die Aufklärungsarbeit machen.
00:24:05: Also das Tabu bröckelt, aber so, das in die weite Gesellschaft zu tragen, dass es eben immer noch
00:24:14: stark tabuisiert und ich hoffe, mein Buch kann keinen Beitrag so zu leisten, eben auch solche
00:24:20: Dinge aufzuzeigen, auch wie du gesagt hast, so insrechtlich ins politische zu gehen. Also
00:24:25: dieser Riesenmissstand zum Beispiel, dass Frauen, die betroffen sind vor der 24. Schwangerschaftswoche,
00:24:32: deren Kind noch nicht diese eben signifikanten 500 Gramm erreicht hat und so ist ja die Rechtsprechung
00:24:38: erst. Frauen, ab diesem Zeitpunkt bekommen Mutterschutz und alle Frauen davor, und das sind ja weit
00:24:45: über 80 Prozent, die davor betroffen sind, bekommen keinen Mutterschutz. Ihre Erfahrung wird nicht
00:24:52: anerkannt, sie werden nicht als Mütter anerkannt. Das, was sie erlebt haben, wird nicht als Geburt
00:24:58: anerkannt, obwohl jede Frau, die ein Kind zur Welt bringt, egal, ob es lebt oder nicht lebt, eine Geburt
00:25:05: erlebt. Aber das wird alles nicht rechtlich anerkannt und damit ja auch gesellschaftlich nicht. Es
00:25:12: braucht Veränderungen in der Politik, es braucht ein verändertes Mutterschutzgesetz, das Frauen
00:25:17: viel früher mit einbezieht, damit auch die breite Gesellschaft bereit ist, den Frauen,
00:25:25: dieses Leid und diesen Schmerz zuzugestehen und dann auch eben lernt, mit ihnen umzugehen und
00:25:32: sie eben nicht alleine zu lassen in der Erfahrung. Ja, danke Eva. Also ich würde es gerne nochmal
00:25:40: zusammenfassen in einem Wort "Wissen", das hast du gesagt, das ist dir ein ganz ganz großes Anliegen
00:25:48: mit deinem Buch "Wissen in die Gesellschaft" zu tragen, sowohl für Betroffene, Mütter und Eltern
00:25:57: als auch nicht Betroffene, weil das ist auch ein ganz ganz großer Stellhebel, dass sich etwas
00:26:04: ändern kann, dass Personen, die nicht betroffen sind, um dieses Thema wissen, ja genau, wissen,
00:26:13: weil sich dann so halt auch etwas ändern kann und da ist halt Wissensvermittlung,
00:26:21: Aufklärung ganz ganz ganz wichtig und ja, du hast das halt in deinem Buch auf ganz unterschiedlichen
00:26:29: Ebenen oder aus ganz unterschiedlichen Perspektiven aufgegriffen und diese Wissensvermittlung auch
00:26:40: immer mit einem Erfahrungsbericht verknüpft und das finde ich macht das so, ja so unheimlich
00:26:49: einfühlsam und nahbar das zu lesen, weil man sieht, okay, das ist jetzt nicht einfach eine Auflöszung
00:26:55: von Themen, wo es mal schön wäre, wenn man es irgendwie anders macht, sondern durch den
00:27:00: Erfahrungsbericht, der dahinter oder dem gegenüber steht, der untermauert halt die
00:27:07: Relevanz dieser Perspektive und warum es wichtig ist, hierhin zu schauen und ja,
00:27:15: entweder zu gucken oder rauszufinden oder zu handeln, was zu verbessern oder zu schauen,
00:27:21: was was oder wie können wir es verbessern und das finde ich ist ja halt so unheimlich gut
00:27:27: gelungen, dass durch die Erfahrungsberichte zu untermauern, das zeigt einfach dann wirklich die
00:27:35: die Realität, warum diese Themen oder diese Perspektiven zum Thema Fehlgeburt so wichtig sind
00:27:44: und ich finde, das zeigt halt auch, wie viele Lebensbereiche durch so eine Erfahrung berührt
00:27:52: werden. Es ist nicht nur, also das nur ein Anführungszeichen, die Frau erlebt die kleine
00:28:01: Geburt, das ist ein körperlicher Prozess und dann ist gut, das ist es einfach nicht. Das ist ein
00:28:09: Teil der Situation, der physische Vorgang, aber das gehört die Verarbeitung dazu auf der psychischen
00:28:18: Ebene im Nachgang und du hattest Eingangs auch Beispiele genannt, wie sich das auf die
00:28:25: Psyche auswirken kann, was du in deinen Recherchen dann kennengelernt und erfahren hast. Ja und es
00:28:34: gibt aber auch noch die Themen wie Partnerschaft, Familie, Rückkehr an den Arbeitsplatz, Mutterschutz,
00:28:42: ja also das, da kommen wir dann wieder in die Politik, also es sind unheimlich viele Lebensbereiche
00:28:48: durch die Erfahrung einer kleinen oder stillen Geburt betroffen und das finde ich wird durch die
00:28:54: Erfahrungsberichte, die du eingebracht hast, verknüpft mit der Einordnung in der Gesellschaft
00:29:00: oder Politik einfach unfassbar gut, deutlich und ja bringt einen auch ganz schön ins Nachdenken
00:29:09: im positiven Sinne, das will ich auf jeden Fall sagen. Genau. Danke für die schöne Zusammenfassung.
00:29:17: Ja, also ich denke vielleicht genau in den Gedanken, die ich gerade noch dazu hatte,
00:29:21: als du besprochen hast, dieses Wissen finde ich halt auch, also das kann ich wirklich halt
00:29:27: das eigene Erfahrung sagen, wie sehr Wissen aus der Ohnmacht hilft und das ist ja glaube ich das,
00:29:34: was Frauen vor allem empfinden, wenn sie das erleben, diesen Kontrollverlust und diese Ohnmacht
00:29:39: und diese Hilflosigkeit jetzt nicht mehr zu wissen, was kann ich tun und was kann mir hier
00:29:45: raushelfen und das dazu war ich überhaupt nicht in der Lage mir dieses Wissen zu holen oder auch
00:29:53: Unterstützung zu holen, als mir das passiert ist und als ich dann so viel recherchiert habe,
00:29:57: habe ich wirklich gemerkt, wie gut ich damit auch mein eigenes Erlebnis verarbeiten konnte und wie
00:30:03: ja auch abgeklärt ich heute darüber sprechen kann, was mir passiert ist, weil ich jetzt Sophie
00:30:10: weiß und mit Sophie anderen Frauen gesprochen habe und natürlich auch so was wie was du anbietest.
00:30:16: Ich war ja auch damals bei dir in der Sternen-Mama-Gruppe, also dieser gemeinsame Austausch darüber zu
00:30:23: sehen, da sind die anderen Frauen und denen ist es auch passiert und es gibt einen Rahmen, den du
00:30:30: ja auch so schön schaffst, von einem wertfreien sicheren Raum, in dem man sich austauschen kann,
00:30:38: wo all das nicht passiert, was im Außen so oft verletzt, Ratschläge, Trost, vermeintlicher
00:30:45: Trost, es gibt eigentlich nichts, was einem in diesem Moment trosten kann. Man muss durch
00:30:51: diese Trauer und den Schmerz, das ist das einzige, was irgendwie hilft, aber was er mir im Außen
00:30:57: oft begegnet ist, vermeintlicher Trost, Ratschläge, das wird schon und ihr werdet bestimmt noch ein
00:31:03: Kind bekommen und vielleicht was besser für irgendwas und all das ist ja eher verletzend in
00:31:08: dem Moment und da so einen Raum zu haben, also wie bei dir, dass wir einfach auch erzählen konnten,
00:31:14: was uns passiert ist, ohne dass es bewertet wird, ohne dass jemand was dazu sagt, sondern das
00:31:20: einfach da so stehen darf und einen Raum findet, das war für mich wirklich ein wahnsinnig hilfreiches
00:31:27: Format und hat mir auch so geholfen in der eigenen Verarbeitung. Deshalb bin ich da auch
00:31:31: dir total bedankbar für das, was du machst und was du beiträgst dazu, dass dieses Tabu brockert.
00:31:36: Ja, das freut mich natürlich zu hören, weil das ja, das ist das Ziel, sich auch weniger
00:31:42: allein zu fühlen, diesen wertfreien Raum zu schaffen und ja, wahrscheinlich auch immer
00:31:51: mal wieder den Gedanken zu haben, okay, den anderen geht es doch auch ähnlich wie mir,
00:31:56: weil wenn man sich alleine fühlt oder du hast vorhin auch gesagt, das war schon auch so ein
00:32:03: Stück weit Einsamkeit, ich finde, das ist nochmal was anderes, als sich alleine zu fühlen,
00:32:11: als es nochmal stärker, wenn man das Gefühl hat von Einsamkeit, sich dadurch so gesehen und gehört
00:32:19: zu fühlen und vor allem auch nicht an sich zu zweifeln, weil wenn das Thema nie in der Gesellschaft
00:32:26: oder so selten in der Gesellschaft präsent ist, dann fängt man ja an sich zu zweifeln und denkt,
00:32:31: okay, bin ich jetzt irgendwie komisch oder nicht stark genug, warum wirft mich das jetzt so aus
00:32:38: der Bahn und also wir reden jetzt hier immer vom emotionalen vor allem, aber auch körperlich
00:32:46: verarbeitet, dass ja jede Frau anders, weil jede Frau auch mit einer anderen Konstitution in
00:32:52: der Schwangerschaft startet und auch die Geburt, auch eine kleine Geburt für jede Frau anders ist
00:33:00: und dann auch nochmal ein Unterschied ist in der Genesung für den Körper, war es jetzt eine
00:33:07: vaginale Geburt oder Nukeritasch, also es hat ja auch wieder alles Auswirkungen auf die körperliche
00:33:16: Genesung, aber auch sehr auf die emotionale Verarbeitung, das hängt alles miteinander zusammen
00:33:24: und dann in eine Gruppe mit anderen Frauen zusammenzukommen, die dieses Schicksal teilen,
00:33:32: dass die Schwangerschaft nicht gehalten hat und sie eine kleine oder stille Geburt erlebt haben,
00:33:37: das wird zumindest so mein Feedback als sehr stützend empfunden und auch so als Anker,
00:33:46: die verstehen mich, ich muss mich nicht erklären, ich muss mich nicht rechtfertigen,
00:33:50: ich kann einfach erzählen, was in mir los ist, wie es mir geht, was ich mir wünsche,
00:33:57: was ich brauche und ja, also es freut mich zu hören Eva, dass dir das natürlich dann auch eine
00:34:05: Stütze war und ja und mich würde nochmal sehr interessieren, welche Resonanz du so bisher zu
00:34:15: deinem Buch bekommen hast, also vielleicht auch so aus der Presse, also du, ich verfolge das ja jetzt
00:34:22: auch ein bisschen, bis du ja da jetzt in der Presse auch gut präsent, also finde ich, was mich sehr
00:34:30: freut für dich und fürs Thema und da du ja auch als Journalistin tätig bist, würde ich gerne so
00:34:38: ein bisschen meine Frage zweiteilen und zwar, wie war so die Resonanz aus beruflicher Sicht, weil
00:34:47: du ja durch deine Tätigkeit als Journalistin dann auch ein gewisses Netzwerk in diesem Umfeld
00:34:53: hast von Presse und wie war es so als Privatperson, also du hast dich ja mit dem Buch auch geöffnet
00:35:03: und deine private Geschichte in die Öffentlichkeit gebracht, was jetzt vielleicht dein Netzwerk
00:35:10: vorher von dir auch noch nicht wusste, wie ist da so die Resonanz, also verstehst du meine Frage,
00:35:17: warum ich so zweigeteilte? Also beruflich wusste ich natürlich nicht, was es für eine Resonanz
00:35:27: gibt und ob dieses Tabuthema angefasst wird von der Presse. Ich habe das gehofft, aber ich habe
00:35:36: zum Beispiel auch, bevor ich das Buch geschrieben habe und eine Agentur gesucht habe, die mich
00:35:42: vertritt, zum Beispiel auch schon erlebt, dass ja, dass eine Agentin so lieber die Finger von dem
00:35:50: Thema gelassen hat. Sie wollte gerne mit mir zusammenarbeiten und fand das auch wichtig, aber
00:35:55: ihr war das doch zu heikel, dieses Tabuthema für einen ja so patzig beschriebenen angespannten
00:36:02: Buchmarkt, in dem man lieber so momentan auf Nummer sicher geht, bekannten Autor*innen und
00:36:08: gefälligen Themen. In dem Moment dachte ich dann auch, okay, das wird gar nichts mehr mit
00:36:13: dem Buch und dann habe ich eine andere Agentin gefunden, die sofort gesagt hat, super, genau
00:36:18: dieses Buch brauchen wir jetzt und deshalb wusste ich nicht, ob die Presse das dann anfasst und
00:36:24: bin ich jetzt total glücklich und ja, auch positiv überrascht, dass ich viele Interviews geben
00:36:31: kann. Das ist auch jetzt in großen Medien, Asset Magazine, Online und Stern und Welt. Interviews
00:36:40: erschienen sind, dass es eben möglichst viele Leute erreicht und versuche auch dieses Momentum
00:36:47: zu nutzen, jetzt eben einfach noch mehr auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Also es ist gerade
00:36:54: glaube ich an sich eine gute Zeit für Frauen Themen, für Frauen Recht, für alles rund um Frauen
00:37:01: Gesundheit, um da ja zu trommeln und zu zeigen, hey, wir sind, wir werden hier nicht gesehen,
00:37:08: in dem was uns passiert und wie es uns geht und ja würde das Thema zum Beispiel auch gerne
00:37:16: weiter in die Wirtschaft tragen, weil ich finde, da ist ein Riesen Lücke noch, das eben ja auch
00:37:23: Arbeitgebende wissen, wie sie mit Betroffenen umgehen können, was sie brauchen und sehe das
00:37:30: zum Beispiel bei meinem Mann, der in einem amerikanischen Unternehmen arbeitet, wo das schon
00:37:35: total Teil der Firmenkultur ist, dass es eine Woche oder mehrere Wochen im Jahr gibt, so Miss
00:37:41: Carriage Awareness Weeks, wo es darum geht, Vorträge zu hören, Workshops zu machen,
00:37:48: dass auch Selbsthilfegruppen gibt, weil sie eben wissen, das betrifft so viele, wie können wir
00:37:53: unsere Arbeitnehmenden auch wieder gut integrieren und sie unterstützen, weil ja auch oft diese
00:38:01: Hilflosigkeit im Umfeld dann dazu führt, dass sie halt sagen auch, ich weiß jetzt gar nicht, wie ich
00:38:05: mit der Person umgehe, also spreche ich es lieber gar nicht an, so als wäre das Thema da nicht da,
00:38:09: was hier eine Riesen, also einfach eine falsche Annahme ist und das Thema ist da und wenn man es
00:38:14: nicht anspricht, führt das ja dazu, dass die Betroffenen sich nicht gesehen führen. Also es
00:38:19: ist immer ein paar holprige Worte, das ja oder vielleicht einfach nur zu sagen, wie geht es dir
00:38:26: jetzt damit? Was tut mir leid, dass dir das passiert? Das sind ja besser, als einfach gar nicht
00:38:31: darüber zu sprechen und ich glaube, da gibt es wirklich noch Riesenmöglichkeiten auch,
00:38:38: das in die Wirtschaft zu tragen, weil die muss sich für diese Themen öffnen, auch wenn sie
00:38:42: sperrig und unangenehm sind. Also das ist so der berufliche Teil und privat, also ich bekomme sehr
00:38:50: viele Nachrichten jetzt von Frauen, die das Buch lesen und die ja sich gesehen fühlen und denen
00:38:57: das hilft, das freut mich natürlich wahnsinnig. Ich bekomme oft zu getragen, wie mutig von dir auch
00:39:03: deine Geschichte so offen zu erzählen, weil das Buch ja auch mit meiner Geschichte losgeht,
00:39:08: das finde ich schön zu hören und gleichzeitig kann ich diesen Wut gar nicht so, so würde ich
00:39:13: mich selbst gar nicht beschreiben, weil das viel mehr aus so einer Not herauskam, also auch aus
00:39:22: so einer Wut und Verzweiflung, dass über dieses Thema nicht gesprochen wird und dass ich so
00:39:28: einsam war, kam auch dieser Aktivismus, den ich dann so in mir habe, jetzt was besser machen zu
00:39:34: wollen für die Frauen da draußen, deshalb genau, das sind schöne Nachrichten, aber ich selbst habe
00:39:43: einfach wirklich denke, das ist doch das, was jetzt gemacht werden muss, das war für mich so
00:39:49: auf der Hand gelegen und gleichzeitig freut mich das wahnsinnig, diese Nachrichten zu bekommen und
00:39:55: tatsächlich jetzt, wenn man an einem Buch arbeitet, das ist ja immer so abstrakt, wer wird das am
00:39:59: Ende lesen und jetzt bekomme ich Nachrichten, wenn Menschen dies tatsächlich lesen und sagen,
00:40:04: das hilft, das ist ja wunderschön. Ich finde, das sind ganz tolle Abschlussworte Eva,
00:40:10: für unser heutiges Gespräch über das Buch, für das Buch und genau für all jene, die jetzt zuhören
00:40:19: und neugierig geworden sind, die finden auf jeden Fall den Link zum Buch auch in den Show Notes,
00:40:27: sodass ihr hier die Möglichkeit habt, das Buch auch zu bestellen und genau Eva, gibt es noch
00:40:37: von deiner Seite was du gerne noch mitgeben möchtest an die Hörerschaft, der nochmal wichtig ist,
00:40:44: zu sagen oder zu teilen. Also am Ende meines Buches fordere ich eigentlich so die Frauen,
00:40:59: die das Buch lesen, so sanfter zu auf, vielleicht zu überlegen, ob sie über ihre Erfahrung auch
00:41:05: in einem sicheren Kreis sprechen können, weil ich fest daran glaube, dass es sowohl einem
00:41:13: Selbsthilft drüber zu sprechen, als auch fest daran glaube ich, jede Frau, die ihre Geschichte
00:41:19: teilt, hilft einer anderen dabei, eben mit dieser Offentür zu sagen, hey, das ist mir auch passiert
00:41:27: oder das ist jemand passiert, den ich kenne und ich wusste gar nicht, wie ich mit ihr umgehen
00:41:30: kann. Es hilft dabei, ein Gespräch zu starten und das in einem sicheren Rahmen zu tun, niemand muss
00:41:38: so etwas tun, wie ich an die Öffentlichkeit zu gehen, aber ich glaube, wenn wir alle in einem
00:41:44: kleinen, sicheren Rahmen anfangen mehr darüber zu sprechen, dann hilft das auch, dass dieses
00:41:50: Tabu rocke, denn wir sind ja die Gesellschaft, die ist ja nichts abstraktes, sondern das sind ja wir.
00:41:56: Also das vielleicht so am Ende jeden ihrem Rahmen, der passend ist und dann gemeinsam schaffen wir das,
00:42:06: dass wir das Thema groß machen und auch nach außen tragen. Dankeschön, dann mach's gut, ja,
00:42:16: du auch, tschüss. Das war eine neue Folge von Plötzlich Sternmama, dein Podcast rund um die
00:42:23: kleine und stille Geburt in unserer Gesellschaft. Jeden zweiten Mittwoch gibt es eine neue Folge
00:42:29: mit vielen spannenden und wichtigen Themen. Wenn du in diesem Moment, wo du zuhörst,
00:42:35: selbst plötzlich Sternmama bist, möchte ich dich ermutigen, den Kontakt zu mir aufzunehmen.
00:42:41: Du bist nicht allein und ich gehe mit dir deinen Weg gern ein Stück gemeinsam. Auf meiner Website
00:42:47: findest du all meine Yoga-Große und auch Retreats vor und nach der Geburt. Ich begleite dich mit
00:42:53: Postnatal-Joga nach einer kleinen oder stillen Geburt und mit Pränatal-Joga in deiner Vollgeschwangerschaft.
00:43:00: Außerdem ist es mir wichtig, dass du die Möglichkeit hast, dich mit anderen Frauen in
00:43:05: deiner Situation auszutauschen. Wenn du heute aus Interesse zuhörst und eine Frau in deinem
00:43:11: sozialen Umfeld kennst, die Sternmama ist, möchte ich dich einladen, diesen Podcast mit dir zu teilen,
00:43:17: sodass sie vielleicht die Unterstützung findet, die sie jetzt gerade braucht. Weitere Infos unter
00:43:23: www.sternmamas.de und ich freue mich, wenn du bald wieder reinhörst.
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